Performance-Vergleich
In der vergangenen Handelswoche vom 27.04. bis zum 03.05. ist unser Wikifolio von 195,80€ auf 194,11€ gesunken, was einem Rückgang von 0,9% entspricht. Der Euro Stoxx 50 legte im Vergleich dazu 4,2% zu. Die Woche war davon geprägt, dass die Corona-Angst weiter zurückging und immer mehr Lockerungen beschlossen wurden. In weiten Teilen der Welt sinkt die Anzahl der aktiv Infizierten bereits wieder, mit Ausnahme der USA.
Der Gewinn seit Jahresbeginn beträgt 8,8%. Dies bedeutet trotz des Rückgangs in der vergangenen Woche weiterhin eine deutliche Outperformance im Vergleich zum Euro Stoxx 50, der 21,9% verlor.
In der vergangenen Woche habe ich langsam wieder Positionen aufgebaut, die von einem raschen Ende der Corona-Pandemie profitieren würden. Dazu gehörten Aktien von Twitter und Booking Holdings.
Hellofresh: Zahlen der Konkurrenz
Am vergangenen Mittwoch haben gleich zwei Konkurrenten von Hellofresh Geschäftszahlen für das erste Quartal veröffentlicht – Blue Apron (USA) und Marley Spoon (Australien, Europa, USA).
Marley Spoon
Marley Spoon hat die vorher angekündigte Prognose ebenso wie Hellofresh deutlich geschlagen und wuchs mit ca. 40%. Im Analysten-Call wurde zudem erläutert, dass sich die Kundenakquisitionskosten deutlich reduziert haben, dementsprechend sinken die Kosten für Marketing deutlich.
Der Umsatzanstieg im April betrug zudem mehr als 100% und man sieht trotz der rückläufigen Corona-Panik keine starken Einbrüche der Bestellungen. Das bestätigt meine Vermutung, dass die Umsätze sich in der Post-Corona-Zeit zwar wieder normalisieren werden, aber trotzdem auf einem höheren Niveau verbleiben als vor Corona.
Blue Apron
Blue Apron hat wieder einmal mit den Quartalszahlen enttäuscht. Man sah keinen substanziellen Umsatzanstieg (-28% im Vergleich zum Vorjahr) und hat zudem einen bedeutend höheren Verlust eingefahren im Vergleich zu 2019. Den ohnehin nur mäßigen Nachfrageanstieg in Höhe von 27% seit Beginn der Corona-Krise konnte man nicht abfertigen und so blieben viele unzufriedene Kunden zurück. Um das Volumen zu bewältigen wurde die Auswahl stark eingeschränkt auf 8 Gerichte wöchentlich – zum Vergleich: Hellofresh und Marley Spoon haben knapp 20 Gerichte wöchentlich.
Mittlerweile sind die Cash-Reserven auf unter 30 Mio. $ gefallen und man ersucht neues Kapital. Ob man allerdings die angestrebten 75 Mio. $ wirklich bekommen wird, ist angesichts des unaufhaltsamen Umsatzrückgangs mehr als fraglich. In Q2 wird man wohl wieder ein leicht positives EBITDA erreichen, allerdings ist dies wohl nur temporär. Ich gehe davon aus, dass viele Kunden spätestens nach Corona den Service kündigen oder zu einem der Konkurrenten wechseln wird.
Turtle Beach: Short-Squeeze geht die Luft aus
Kurz bevor die Quartalszahlen am 07.05. veröffentlicht werden hat sich der starke Anstieg der Aktie abgeschwächt. Während Turtle Beach am Montag noch unter hohem Volumen mehr als 10% gewinnen konnte, konsolidierte die Aktie in den darauffolgenden Tagen erst einmal. Daraufhin habe ich ca. die Hälfte der Position verkauft, da der Short-Squeeze eines meiner wichtigsten Argumente für den Kauf war.
Die Quartalszahlen können jedoch weiterhin für eine positive Überraschung sorgen, gerade der Ausblick auf Q2 wird hier wichtig sein. Daher habe ich die Position auch nicht komplett verkauft, ein kleiner Teil ist weiterhin Bestandteil des Wikifolios. Der bisherige Gewinn beträgt knapp 60% in genau einem Monat.
Kauf: Twitter, Booking Holdings
Durch den Verkauf der Airline-Aktien (Lufthansa, Ryanair) hatte sich der Cash-Bestandteil des Wikifolios auf ca. 20% erhöht. Nachdem ich einen Teil davon vor ungefähr zwei Wochen in die Deutsche Euroshop investiert hatte, um von der Lockerung der Corona-Maßnahmen zu profitieren, kamen diese Woche zwei weitere Unternehmen hinzu: Twitter und Booking Holdings.
Probleme der Vergangenheit
Twitter habe ich bereits seit längerem auf meiner Watchlist. Das Unternehmen war in der Vergangenheit vor allem dafür bekannt, im Vergleich zu Facebook sehr margenschwach zu sein. Der Gründer und CEO Jack Dorsey hat sich vor allem auf die Produktentwicklung konzentriert und die Monetarisierung eher vernachlässigt.
So hatte Facebook beispielsweise in Q1 2020 ca. 10 mal so viele täglich aktive Nutzer, aber mehr als 22 mal so viel Umsatz. Zudem liegt der Werbeumsatz mit Nutzern außerhalb der USA noch auf einem sehr geringen Niveau. So beträgt der Q1-Umsatz pro US-Nutzer 11,50$, außerhalb der USA jedoch nur 2,20$. Hier liegt demnach noch deutliches Potential, um Umsatz und Gewinn zu steigern. Doch wieso sollte Twitter es gerade jetzt schaffen, die Monetarisierung zu verbessern?
Einstieg von Elliott und Silver Lake
Anfang März gab es eine Reihe von Änderungen in der Geschäftsführung von Twitter. Ausgelöst wurden diese durch den Einstieg der Hedgefonds Elliott Management (gegründet von Paul Singer) und Silver Lake. Diese haben ebenfalls das Potential erkannt, welches in Twitter schlummert. Beide Fonds haben eine Milliarde Dollar investiert.
- Elliott und Silver Lake erhalten jeweils einen Sitz im Vorstand, um auf die zukünftige Geschäftspolitik Einfluss zu nehmen
- Twitter gibt zukünftig bis zu 2 Milliarden Dollar für ein Aktienrückkaufprogramm aus
- Erklärtes Ziel ist die Steigerung der täglichen Nutzer von über 20% jährlich und eine bessere Monetarisierung
Durch die Coronakrise und dem daraus resultierenden Einbruch im Werbemarkt wird dieses Jahr schwierig für Twitter. Dies spiegelt sich auch im aktuell recht niedrigen Aktienpreis wieder. Doch mittelfristig gehe ich davon aus, dass Twitter seine operative Performance mit Hilfe der Hedgefonds deutlich verbessert. Die monatliche Entwicklung der Userzahlen von Twitter kann man zudem sehr gut auf SimilarWeb verfolgen, somit passt die Aktie sehr gut in das Portfolio.
Booking Holdings
Ebenfalls schwer von Corona getroffen wurde die Aktie der Booking Holdings. Aktuell sind die Flug- und Hotelbuchungen nahezu auf Null eingebrochen, das trifft den Marktführer der Vermittlungsbranche natürlich besonders stark. Allerdings ist die Kapitalausstattung des Unternehmens sehr gut, sodass die Krise gut überstanden werden sollte. Selbst in 2020 wird es voraussichtlich keinen Verlust geben, da die Kosten größtenteils variabel sind und schnell heruntergefahren werden können.
Sollte die Corona-Pandemie 2021 weitesgehend überwunden sein und Booking wieder ähnliche Umsätze und Gewinne wie in 2019 haben, dann würde das KGV gerade mal 13 betragen. Für einen Marktführer in einem stetig wachsendem Reisemarkt erscheint dies sehr günstig. Zudem gefällt mir die geringe Kapitalintensität als Plattformgeschäft sowie die Möglichkeit, den Website-Traffic und vor allem die Marketingkosten (bzw. den Anteil des bezahlten Traffics) sehr gut beobachten zu können.
Aktuelle Strategie
Bisherige Krisenstrategie
Die bisherige Strategie seit Ausbruch der Corona-Krise lag darin, dass wir Risiken im Wikifolio abbauen (Lufthansa, Ryanair) und vor allem auf solche Unternehmen setzen, die gut durch diese schwierige Phase kommen oder sogar profitieren (Hellofresh, Shop Apotheke, Turtle Beach). Das hat sehr gut geklappt und wir liegen seit Jahresbeginn sehr deutlich vor der Benchmark.
Angepasste Krisenstrategie
Da die Zeichen nun auf Lockerung stehen und gute Fortschritte im Kampf gegen Corona gemacht werden, werde ich wie angekündigt die Ausrichtung des Wikifolios leicht verändern. Die „Stay-at-Home“-Aktien sind sehr gut gelaufen und nun zumindest kurzfristig etwas zu hoch bewertet (Hellofresh bildet hier aufgrund der hervorragenden langfristigen Perspektiven die Ausnahme). Daher schichte ich dementsprechend in Unternehmen um, die von der Coronakrise getroffen wurden.
Allerdings werde ich hierbei auf Unternehmen setzen, die sich schnell von der Krise erholen können und nicht jahrelang darunter leiden. Dies betrifft vor allem Unternehmen mit geringem Anlagekapital und einem hohen Anteil an variablen Kosten. Airlines, Kreuzfahrtunternehmen und die Automobilindustrie bleiben daher außen vor.
Wikifolio-Zusammensetzung
Nach den jüngsten Änderungen besteht unser Wikifolio aus 12 verschiedenen Werten. Die prozentuale Verteilung sieht folgendermaßen aus:
