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Wikifolio-Update (Woche vom 26.07.2021)

Performance-Vergleich

Die Berichtssaison ist in vollem Gange und nach Twitter und About You hat auch Teladoc seine Q2-Zahlen gemeldet. Der E-Commerce-Sektor hatte eine weniger gute Woche, auch weil die Zahlen von Amazon enttäuscht haben und sich einige Schwierigkeiten im Handel zeigen – hohe Werbepreise, Lieferkettenschwierigkeiten und hohe Vergleichszahlen aus dem Vorjahr. Man sollte dennoch nicht die langfristige Entwicklung aus der Sicht verlieren, auch wenn einzelne Quartale schwächeln. In dieser Zeit ist es für Unternehmen vor allem wichtig seine Marktposition zu behaupten bzw. auszubauen, um dann bei einer Normalisierung (bsp. von Werbepreisen und Lieferkettenproblemen) wieder voll durchzustarten. In der vergangenen Woche verlor unser Wikifolio 3,0%, von 416,20€ ging es auf 401,43€. Der Vergleichsindex CDAX verlor 0,8%. Damit liegt die Underperformance aktuell bei 13,0% seit Jahresbeginn (YTD: +0,2% Wikifolio; +13,2% CDAX).

Teladoc: Q2-Zahlen

Die Zahlen von Teladoc fielen ungefähr im Rahmen der Erwartungen aus. Umsatzseitig wuchs man um 109% YOY, davon betrug das organische Wachstum 41% YOY, zudem ist man operativ weiterhin deutlich profitabel mit gut 13% AEBITDA-Marge. Die Übernahme von Livongo kommt (soweit man das beurteilen kann) weiterhin gut voran, so konnte man beispielsweise die Anzahl der Patienten, die das Programm für chronische Krankheiten nutzen, deutlich steigern und zudem die Erlöse pro Vertrag deutlich erhöhen (+10% QoQ).

Belastend wirkten dagegen die weiterhin hohen Aktienoptionszahlungen, die aus der Übernahme von Livongo resultieren und an deren frühere Manager ausgezahlt werden. Dies stellt jedoch nur einen temporären Effekt dar, der sich im Laufe der nächsten Quartale verringern sollte. Auch die Internationalisierung ist aufgrund der Übernahme aktuell weniger im Fokus und verzeichnet nur geringe Wachstumsraten. In Zukunft muss also weiterhin auf die erfolgreiche Integration von Livongo, die Entwicklung der Erlöse pro Kunde sowie die Internationalisierung schauen.

Marley Spoon: Q2-Zahlen

Auch Marley Spoon (MS), ein Konkurrent von Hellofresh, hat am Donnerstag Zahlen vorgelegt und die Märkte deutlich enttäuscht. Schuld waren sowohl hausgemachte als auch branchenweite Probleme. So hatte man in den USA vor allem mit steigenden Lohnkosten und Inputpreisen zu kämpfen, sodass dort eine deutlich geringere Deckungsbeitragsmarge erzielt werden konnte. Steigende Lohnkosten werden vermutlich auch auf Hellofresh zukommen, während man steigende Inputpreise in der Vergangenheit oftmals gut ausgleichen konnte, bsp. durch veränderte Gerichte. Zudem sind die Online-Werbepreise weltweit auf Rekordständen, was ein weiteres Problem für MS darstellte. Auch hier ist Hellofresh etwas besser aufgestellt, da man einen deutlich geringeren Anteil von klassischer Onlinewerbung hat und mehr auf Brandmarketing über TV und Influencerkampagnen setzt. Hier wird es also spannend zu sehen, inwiefern Hellofresh besser abliefern und evtl. sogar seine Marktanteile gegenüber Marley Spoon und Blue Apron (Q2-Zahlen am Dienstag) ausbauen kann.

Hellofresh selbst kommt sehr gut mit den eigenen Wachstumsstrategien voran: Nachdem man dieses Jahr bereits nach Norwegen expandiert ist, wird man in den kommenden Wochen auch den Hellofresh Market in den USA ausrollen. Dieser ermöglicht es Kunden neben den Kochboxen auch weitere Supermarkt-Produkte zu den wöchentlichen Boxen hinzuzufügen und so den Umsatz und vor allem den Deckungsbeitrag pro Box und Kunde deutlich zu erhöhen. In Benelux wurde das Konzept bereits seit Mitte letzten Jahres sehr erfolgreich getestet. In Q2 zeigen die Daten, dass Hellofresh seinen Marktanteil gegenüber den drei größten Konkurrenten (Home Chef, Blue Apron, Sun Basket) weiter ausbauen konnte – mittlerweile kann man monatlich mehr als doppelt so viele Kunden gewinnen wie die drei Konkurrenten zusammen. In Q2 2020 konnte man nur 1,2 mal so viele Kunden gewinnen.

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Jan

    Vielen Dank für dein wöchentliches Update! Diese Transparenz ist ein echter Mehrwert und bei weitem nicht selbstverständlich. Dadurch fühlt man sich mit den getätigten Investments auch wohl.

    Ich bin auch beeindruckt von Hello Fresh. Solides Wachstum, bereits gut profitabel, tolles Management, Branchenführer, Disruptor im nicht-zyklischen Konsumbereich mit Abo-Modell, nicht teuer bewertet, gute Renditeerwartung, Online Penetration bei Lebensmitteln generell noch gering. Also das ist schon wirklich eine Investition mit attraktivem Chance/Risiko – Verhältnis.
    Danke Basti, für deine Einschätzungen und Berichten zu HF. Habe die Aktie dadurch auch mittlerweile privat im Depot. Bin auch selbst Kunde von HF. Das Wikifolio wird wahrscheinlich noch viel Freude mit HF haben.

    Hoffe nur, dass es bei H24 nach den Zahlen nicht zum Abverkauf kommt und der Markt mittlerweile einiges bereits eingepreist hat.

  2. Mane

    Hi Basti, jeder spricht aktuell von „Corona-Angst“. Trotzdem ist es so, dass die vielen Corona-Plays nicht performen. An was liegt das? Warum wird das aktuell nicht in H24, Hellofresh und die vielen ecommerce-Aktien eingepreist?

    1. Bastian Brach

      Moin Mane,

      ich denke das Corona-Thema ist an den Börsen längst vorbei. Die Fallzahlen gehen in UK und Europa schon wieder zurück und Delta führt zu deutlich weniger schweren Verläufen. Man wird im Spätherbst sehen, ob der Winter noch einmal problematisch wird, aber aktuell hat das Thema Corona keinerlei Auswirkungen auf die Zahlen.

      VG Basti

  3. Patrick

    Hallo Basti, zunächst herzlichen Dank für die Performance in den letzten beiden Jahren.
    Wegen HF hätte ich mal eine Frage, wie du das siehst. Du meintest ja, dass HF mit einem KUV von 2 sehr niedrig bewertet ist und die Aktie, wenn sie eine US-Aktie wäre, wohl eher mit einem KUV von 5-7 bewertet wäre.
    Wenn das so wäre, könnte man dann im Grunde nicht Arbitrage-Gewinne mit HF erzielen? Weil bei vollständiger Kapitalfreiheit müsste sich die Bewertung doch angleichen? Ok, mag sein, dass manche US-Fonds nur US-Aktien kaufen können / dürfen aber letztendlich wird das Kapital doch da hinfließen, wo eine Unterbewertung vorliegt. Es kann doch in der heutigen Zeit nicht sein, dass die Unterbewertung nicht aufgeholt wird, nur weil HF aus D kommt und nicht aus US? Wie siehst du das?

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