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Wikifolio-Update (Woche vom 26.04.2021)

Performance-Vergleich

In der vergangenen Woche ging die Berichtssaison so richtig los, vor allem in den USA meldeten die großen Unternehmen ihre Q1-Zahlen und gerade die Tech-Konzerne überzeugten dabei. Auch die Ausblicke auf Q2 waren gut, obwohl die Corona-Beschränkungen in den USA fast vollständig aufgehoben sind. Nächste Woche vermelden Hellofresh und Home24 ihre Quartalszahlen. Auf Wochenbasis verlor unser Wikifolio 1,2%, von 406,70€ ging es auf 401,98€. Der Vergleichsindex CDAX verlor 0,7%. Damit liegt die Underperformance aktuell bei 10,2% seit Jahresbeginn (YTD: -0,2% Wikifolio; +9,9% CDAX).

Delivery Hero: Q1-Zahlen

Die Q1-Zahlen von Delivery Hero sind sehr stark ausgefallen, man konnte wieder einmal über 100% Umsatzwachstum erzielen und hat zudem angekündigt, dass man die Marge in 2021 weiter verbessern wird (Ziel ist -1,5% bis -2% AEBITDA-Marge) – trotz hoher Investitionen in neue Länder und Q-Commerce. Dieses Jahr steht weiterhin im Zeichen der Integration von Woowa sowie dem Verkauf der eigenen Südkorea-Plattform Yogiyo, wodurch man etwas über 1 Mrd. € erlösen dürfte. Laut Vorstandsaussagen laufen die bisherigen Gespräche mit möglichen Bietern gut. Je nachdem, welche Investitionen man in 2022 tätigen will stehen die Chancen sehr gut, dass man nächstes Jahr auf operativer Ebene profitabel wird und damit viele Kritiker widerlegen kann, die genau dies anzweifeln. Interessant wird auch die Margenentwicklung in MENA, der am weitesten fortgeschrittenen Region, die bereits in 2020 deutlich profitabel war.

Home24: Vorstandsinterview

Home24-CEO Marc Appelhoff hat diese Woche der Seite Börse-Online ein Interview zu den aktuellen Entwicklungen im Unternehmen gegeben. Interessant waren hier vor allem zwei Aussagen: Zum einen hat man für dieses Jahr aufgrund der Ungewissheiten wegen Corona sehr konservativ prognostiziert (20% – 40% Umsatzwachstum), die Wahrscheinlichkeit für positive Überraschungen stehen demnach gut. Zudem will man dieses Wachstum nicht nur in diesem Jahr, sondern auch in den kommenden Jahren aufrechterhalten.

Bei einem Wert des Europageschäfts von weniger als 300 Mio. € (Cash-Bestand und Mobly-Anteile herausgerechnet) ist man nur mit dem 0,6-fachen Umsatz bewertet. Sollte man die Brutto- und Deckungsbeitragsmarge weiter verbessern und die Wachstumsraten bei ca. 30% p.a. halten, dann wäre ein KUV von 1,5 angemessen – dies entspricht einem Aktienkurs von 35€. Daher wird es in Zukunft wichtig zu beobachten, ob man diese beiden Ziele (Verbesserung der Deckungsbeitragsmarge & hohe Wachstumsraten) erreicht. Erste Hinweise darauf wird man Mitte Mai mit den Q1-Zahlen erhalten.

Twitter, Teladoc: Q1- Zahlen

Die Quartalszahlen von Twitter und Teladoc wurden vom Markt nicht so gut aufgenommen, wobei diese recht unterschiedlich ausgefallen sind. Teladoc kommt gut mit der Integration von Livongo voran und sollte dieses Jahr auf 2 Mrd. $ Umsatz und ca. 13,5% operativer Marge wachsen können. In 2022/23 sollte man dann wieder stärkeres Umsatzwachstum und auch Synergien erzielen können, sodass man in 2023 4 Mrd. $ Umsatz und knapp 20% AEBITDA-Marge erzielt. Solange man keine Probleme bei der Zusammenführung von Teladoc und Livongo bekommt, sehe ich das Unternehmen weiterhin auf einem guten Weg und das KUV von 13 als relativ niedrig an (mein mittelfristiges Ziel ist ein KUV von 15 – 25).

Twitter konnte mich mit den Q1-Zahlen nicht überzeugen, das Wachstum konnte nicht mit der Konkurrenz im Werbemarkt (Facebook, Google, etc.) mithalten und auch die Aussicht auf Q2 hat den Markt nicht erfreut. Damit dürfte der CEO weiter unter Druck kommen, nachdem bereits im letzten Jahr einflussreiche Aktionäre wie Elliot eine Ablösung gefordert haben. Hier liegt auch das größte Potential, wenn man es endlich schafft die Kunden besser monetarisieren, um den Abstand beim Umsatz pro Kunde auf Facebook zu verringern. Sollte hier in den nächsten Quartalen jedoch nichts passieren, dann werde ich die Position überdenken.

Ich freue mich über jede Bewertung, Anmerkung und Kritik:
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Dieser Beitrag hat 19 Kommentare

  1. Pete

    Danke Basti! Was hältst du von Hawesko? Ecommerce, Wein etc. Würde doch gut in das WikiFolio passen?!

  2. Johann

    Hallo Basti. Ich habe 2 Fragen:
    1) Du reduzierst eifrig Vonovia. Das heißt, dass du jetzt das Risiko einpreist, dass RRG ab September regieren wird oder? Ansonsten machen die Verkäufe ja keinen Sinn, v.a. da Vonovia ja aktuell recht niedrig steht…
    2) Warum stockst du bei Teladoc nicht auf? Als die Aktie noch deutlich höher stand hast du gekauft und jetzt nicht mehr? Obwohl die letzten Q-Zahlen ja auch recht gut waren…

    1. Bastian Brach

      Moin Johann,

      1) das ist richtig. Ich hatte ja mehrfach betont, dass bei Vonovia politische Risiken eine große Rolle spielen und je wahrscheinlicher RRG wird, desto mehr reduziere ich die Position. Und in der Hinsicht hat sich die letzten Wochen mit der Laschet-Wahl und der Korruptionsaffäre viel getan.

      2) Zuletzt haben mir die mittelfristigen Aussichten bei anderen Aktien (bsp. Auto1 und Delivery Hero) besser gefallen, aber es kann auch gut sein, dass ich Teladoc demnächst wieder etwas aufstocke. Das Niveau ist wie ja auch geschrieben aktuell recht niedrig.

      VG Basti

  3. Stefan

    Schön langsam wird’s bitter. Wir entfernen uns immer mehr von den 2021er Kurszielen. Ich hoffe darauf, dass (warum auch immer) die Corona-Gewinner-Aktien im 2. Quartal (wenn Corona vorbei) ist richtig anziehen. Die Gründe sehe ich derzeit leider nicht so richtig.

  4. Markus

    Die Geschäftsentwicklung in den USA von HF ist deutlich hinter den Erwartungen und deutlich hinter Segment International. Finde es immer lustig, wie argumentiert wird, dass ja die Restaurants in den USA im ganzen Q1 schon offen hatten und es trotzdem so hohe Zuwächse gibt. Vielleicht ist das ganze doch nicht der Fall?!

    1. Bastian Brach

      Moin,

      die erste Aussage von dir ist nicht korrekt. Die Zahlen (auch in USA) lagen weit über den vom Markt erwarteten Zahlen (sowohl was Kunden und Umsatz als auch Gewinn angeht).

      Und man hat ca. 40% Kundenwachstum in Q1 im Vergleich zu Q4 2020 erzielt in den USA. Wüsste jetzt nicht wie man dort eine schlechte Entwicklung hineininterpretieren kann. Oder auf welche Zahlen beziehst du dich?

      VG Basti

  5. Markus

    Basti, entscheidend ist aber doch nicht die absolute Zahl von 40 % (die sicher stark ist…).
    Entscheidend ist doch, wie sie die Analysten interpretieren – insb. im Vergleich zu „international“. Warum ist die Entwicklung in den USA so viel schlechter als „International“? Das höhere „Ausgangslevel“ kann es ja nicht sein, da beide Segmente nahezu gleich groß sind (55 vs. 45). Die Interpretation lautet folgedermaßen: In den USA ist schon lange gelockert (International noch nicht so stark) und daher hat das Ende der Pandemie doch einen schlechteren Effekt auf das Geschäft von HF als manche vielleicht meinen / hoffen.

    1. Bastian Brach

      Ich sehe nicht, dass die Entwicklung in den USA (die bereits seit Q1 stark lockern) jetzt schlechter ist. Man hat in den USA seine Kundenzahl von 2,61 Mio. auf 3,69 Mio. gesteigert, in International von 2,68 Mio. auf 3,59 Mio. – die Entwicklungen laufen also fast parallel.

    2. MopedTobias81

      Du interpretierst die Zahlen einfach nicht richtig. Du versteifst Dich auf das Kundenwachstum von 40% und lässt dabei außen vor, dass der Umsatz in den USA über 100% gestiegen ist. Man hat also nicht nur den Umsatz absolut sondern auch pro Kunde gesteigert. Gemeinhin ein gutes Zeichen, denn Neukunden kann man prinzipiell leichter über Marketingmaßnahmen hinzugewinnen. Aber ein höherer AOV deutet auf zufriedene Kunden hin, die das Produkt immer mehr nutzen.

      Im Call wurde auch erwähnt, dass sie weiterhin durch die Kapazitäten begrenzt sind und sie deshalb bewusst das Marketing heruntergefahren haben. Es gibt also durchaus mehr Interesse als HF derzeit befriedigen kann. Ein weiteres (riesiges) FFC geht in Q2 in den USA an den Start, und damit steigt auch wieder die Umsatz-Grenze.

  6. Markus

    Danke euch für die Erklärungen. Was sind eurer Ansicht nach die Gründe, warum dann so verkauft wird? Wo ist das Haar in der Suppe? Klingt ja alles überzeugend, mich wundert nur, dass die Leute, die das beruflich machen und viel Geld dafür bekommen, die Aktien jetzt verkaufen? Die können ja auch die Zahlen berechnen und sehen ja auch, dass in den Corona-freien Ländern, das Wachstum hoch bleibt.
    Was sehen die, was wir Kleinaktionäre nicht sehen? Oder denke ich da zu kompliziert? Ich weiß, man kann kurzfristige Bewegungen nie 100% nachvollziehen, aber warum verkauft heute jemand bei 65 EUR, wenn er 1. auch vor den Zahlen für 70 verkaufen hätte können und 2. die Aussichten doch überragend sind? Was übersehe ich?

    1. Bastian Brach

      Das ist eben dieselbe Frage, die man sich auch vor nem Jahr stellen konnte. Wieso haben Leute da vor den Q3-Zahlen verkauft, obwohl man weiter eine gute Geschäftsentwicklung hatte? Ich glaube man muss sich als Anleger damit abfinden, dass kurzfristige Kursschwankungen auch unlogisch sein können. Dies ist jedoch mit mittel- bis langfristigem Anlagehorizont irrelevant, da man ja nur vorübergehende Verluste erleidet – zumindest solange man die Geschäftsentwicklung korrekt einschätzt.

      VG Basti

  7. Anna

    Bastian, wie gehst du eigentlich mit dem Thema „generelle Überwertung / generelle Korrekturen“ an den Börsen um? Weil wenn wir z.B. eine größere Korrektur erleben, dann bist du ja leider auch „chancenlos“ mit dem WikiFolio. Also ich meine, wenn jetzt theoretisch einfach ALLE Aktien um 30-40 % korrigieren und ewig auf diesem Niveau bleiben, weil die Anlagenklasse Aktien insgesamt als „zu hoch bewertet“ angesehen wird. Also ich meine wenn das Makro-Risiko die tollen fundamentalen Aussichten deiner Aktien „überlagert“. Ist dein Argument dann, dass langfristig (was ist langfristig? 10 Monate? 5 Jahre? 10 Jahre?), sich das alles aber wieder regelt?

    1. Bastian Brach

      Moin Anna,

      also bei schnellen Markteinbrüchen werden zuerst meistens alle Aktien mit runtergezogen (wie auch in Corona), unabhängig davon wie die Aussichten für die einzelnen Unternehmen sind.
      Die Börse ist eben immernoch ein Markt, der auch kurzfristig übertreiben kann. Wieso Hellofresh und Home24 beim Coronaausbruch um 35% bzw. 50% gefallen sind, kann dir niemand mit logischen Argumentationsketten erklären.
      Langfristig bildet die Börse aber relativ gut die „wahren“ Preise ab, du wirst also kein Unternehmen wie Amazon finden, was immernoch mit 10 Mrd. € bewertet ist.

      Deswegen ist es auch so wichtig, dass man langfristig denkt und kein Geld anlegt, was man in 2 Monaten fest eingeplant hat. Wenn man diesen einfachen Rat befolgt, dann sind einem die kurzfristigen Schwankungen recht egal, solange man gute Unternehmen im Portfolio hat.

      VG Basti

  8. Frank

    Hi Basti, wann passt du die 2021-er Kursziele nach unten an? Ich denke mal, dass jeder weiß, dass beispielsweise Vonovia wohl eher nicht so richtig eingeschätzt wurde… wüsste jetzt nicht warum die Aktie jetzt 30 % steigen sollte. Und auch bei ein paar anderen Aktien war es ja wahrscheinlich etwas zu optimistisch, was du geschätzt hast. Oder siehst du das anders?

    1. Bastian Brach

      Moin Frank,

      außer bei Vonovia (aufgrund der politischen Risiken) sehe ich aktuell keinen Grund die Zeile nach unten anzupassen. Im Gegenteil, Hellofresh und Delivery Hero haben meine Erwartungen sogar übertroffen, sodass ich diese dort nach oben anpassen würde.

      Wie in dem Beitrag geschrieben, sind es die Kursziele „Bewertungen, die ich für die aktuelle Entwicklungsphase des Unternehmens für angemessen halte und sollten nicht als punktgenaue Prognose für Ende 2021 verstanden werden“. Die sind also unabhängig davon, ob eine Aktie jetzt mal 5% hoch oder runter geht.

      VG Basti

  9. Dennis

    Hallo Basti,

    ich will mich für deine tolle Arbeit und Transparenz hier bedanken. Ich bewundere deine Muße jeglichen Kommentaren hier sachlich zu antworten. Mach weiter so!

    Besten Gruß
    Dennis

  10. Alex

    Guten Morgen Basti,

    zunächst kann ich mich Dennis Kommentar nur anschließen, vielen Dank für deine Arbeit und weiter so! Wie schätzt du die Lage bei Home24 vor den Q-Zahlen ein? Rechnest du persönlich bereits mit Bekanntgabe einer engeren Prognosespanne für das Gesamtjahr was das Umsatzwachstum betrifft? Der Ansatz von Home24 mit 20 bis 40 Prozent war ja bewusst sehr konservativ gewählt und hat Spielraum gelassen, sowohl für positive News im Laufe des Jahres als auch für eine gewisse kurzfristige Unsicherheit bei den Investoren. Dies könnte ein wichtiger Kurstreiber für die nächsten Wochen und Monate werden.

    vg Alex

    1. Bastian Brach

      Moin Alex,

      das ist immer schwierig zu beurteilen. Ich gehe eher davon aus, dass die Prognose mit den Q2-Zahlen eingeengt wird und dies am oberen Ende der Spanne passiert. Wayfair hat gestern gute Zahlen geliefert und geht in Q2 trotz der fast vollständigen Öffnung in den USA mit ca. 10% Umsatzwachstum im Vergleich zu Q1 aus.

      Aber bisher funktioniert die Strategie von Home24 sehr gut und solange die von mir genannten KPIs (Brutto-/Contributionmarge, Umsatzwachstum) sich weiter gut entwickeln, wird sich das Investment früher oder später auszahlen.

      VG Basti

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