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Wikifolio-Update (Woche vom 19.07.2021)

Performance-Vergleich

Die Berichtssaison ist mittlerweile gestartet und geht vor allem in den USA in der nächsten Woche richtig los – Tesla, Amazon, Apple und Microsoft berichten über die Monate April – Juni. Europa folgt in den Wochen darauf mit etwas Verzögerung. In der vergangenen Woche gewann unser Wikifolio 3,0%, von 404,20€ ging es auf 416,20€. Der Vergleichsindex CDAX gewann 0,9%. Damit liegt die Underperformance aktuell bei 10,8% seit Jahresbeginn (YTD: +3,3% Wikifolio; +14,1% CDAX).

Twitter: Q2-Zahlen

Als erstes Unternehmen im Wikifolio hat Twitter seine Q2-Zahlen gemeldet und direkt überzeugt. 74% Umsatzwachstum bei operativem Gewinn und weiter steigenden Nutzerzahlen hat der Aktie geholfen deutlich an Wert zu gewinnen, aktuell kommt man gut mit der Monetarisierung der Nutzer (bsp. über neue Premium-Services) voran, wenngleich man weiterhin deutliches Aufholpotential gegenüber Facebook hat. Es bleibt jedoch weiterhin schwer einzuschätzen, wie gut der Vorstand diese Strategie weiter umsetzen kann – das Potential ist groß, man muss es eben auch nutzen. Gerade dabei tat sich das Unternehmen in der Vergangenheit öfters mal schwer. Daher bleibt die Positionsgröße aktuell auch erst einmal unverändert.

Vonovia: Übernahme gescheitert

Vonovia hat nicht die benötigte 50%-Annahmeschwelle bei der Übernahme der Deutschen Wohnen erreicht. Dadurch wird der Deal – Stand jetzt – wohl nicht zustande kommen, es sei denn man einigt sich noch mit weiteren Fonds oder kauft zusätzliche Aktien. Wie in meiner Analyse geschrieben hätte ich die Übernahme begrüßt, weil man dadurch das Ergebnis je Aktie durch die entstehenden Synergien hätte steigern können, aber auch ohne die Übernahme ist Vonovia weiterhin sehr attraktiv und mit etwas geringeren politischen Risiken. Die Wohnungspreise in Deutschland steigen weiter stark an und möglicherweise kommt es bei dem Wertzuwachs des Immobilienbestands zu einer Überraschung mit den Q2-Zahlen. Diese sind jedoch erst am 06.08. fällig. Die politischen Risiken sind in den letzten Monaten deutlich gesunken, Rot-Rot-Grün steht in Umfragen zwischen 41% und 43%; sollte sich dieser Trend bestätigen, dann wäre dies überaus positiv zu sehen.

Delivery Hero: Zomato-IPO und GoPuff-Finanzierungsrunde

Der indische Restaurantlieferdienst Zomato ist am Freitag an die Börse gegangen und hat zum ersten Tag direkt knapp 70% Kursgewinn erzielt. Das Geschäftsmodell entspricht in etwa dem von Delivery Hero, die Umsätze lagen 2020 bei 210 Mio. € bei 90 Mio. € Verlust und ähnlichem Wachstum wie DH. Das GMV schätze ich für 2021 auf gut 2 Mrd. €, sodass Zomato mit dem 4-fachen GMV bewertet wird. Ein deutlicher Unterschied zu Delivery Hero (GMV-Multiple = 1), welcher die weiterhin hohen Chancen der Aktie zeigt, sobald das langfristige Potential erkannt wird.

Ebenfalls in der vergangenen Woche hat GoPuff (Q-Commerce-Anbieter aus den USA) eine Finanzierungsrunde abgeschlossen und wurde dabei mit 15 Mrd. Dollar bzw. dem 15-fachen 2021er Umsatz bewertet. Wenn man dieses Multiple auf das Q-Commerce-Geschäft von DH überträgt, dann steht dieses allein für die Hälfte der gesamten DH-Marktkapitalisierung. Das frühe Eintreten in diesen Markt scheint sich also auszuzahlen, wobei man trotzdem noch vorsichtig mit der Beurteilung sein muss, da sich das Konzept weiterhin durchsetzen und solide Unit Economics hervorbringen muss.

Ich freue mich über jede Bewertung, Anmerkung und Kritik:
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Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Alex

    Hey Bastian,

    wie schätzt die die Teladoc Zahlen ein? Umsatzseitig ja stark, aber leichter Rückgang ggü. Q1 Y-o-Y was das Business angeht. Profitabilität sinkt allerdings und wurde ja auch gestern gut von der Börse abgestraft. Glaubst du weiterhin an den Case?

    Beste Grüße
    Alex

    1. Bastian Brach

      Moin Alex,

      ich bin noch nicht dazu gekommen die Zahlen vollständig zu analysieren, aber auf den ersten Blick sehen diese solide (und in etwa wie erwartet) aus. Positiv ist vor allem der ansteigende Umsatz pro Kunde sowie das Voranschreiten der Integration von Livongo. Zudem haben Bruttomarge und operative Marge ein neues Rekordhoch verbucht. Negativ sind die aktuell noch weiterhin hohen SBCs an die früheren Livongo-Manager.
      Ausführlicher befasse ich mich im Wochenrückblick dazu.

      VG Basti

  2. Peter

    Hallo Bastian,
    wie siehst du bisher die Performance im neuen Jahr? Keiner kann in die Zukunft schauen, aber wie lange denkst du, dass die Schwäche noch anhält? Hältst du es auch für möglich, dass du in 2021 mit einer Minus-Rendite abschließt?
    LG

  3. Jan

    Hi Basti,
    wie siehst Du das Thema „Faire Bezahlung bei Fahrern von Delivery Hero“ ?
    Langfristig sollte sich die Bezahlung der Fahrer ja hoffentlich so entwickeln, dass alle Mindeststandards eingehalten werden (falls es nicht schon so ist) und DH natürlich trotzdem wächst und die Profitabilität in Griffreichweite kommt.
    Die Frage kommt auf, da es in den vergangenen Tagen in den Medien war: z.B. bei Glovo oder den Lieferanten in China.

    Vielen Dank für einen Kommentar 🙂

    1. Bastian Brach

      Moin Jan,

      dies ist natürlich immer wieder Thema und ich bin natürlich auch der Meinung, dass faire Bezahlung die Voraussetzung ist, um ein Geschäftsmodell betreiben zu können. Bei Foodpanda in Deutschland sehen die Bedingungen so aus:

      – 4€ Lohn pro Bestellung, aber mindestens 10,50€/h + Trinkgeld
      – Rider können sich das Vertragsmodell aussuchen (Voll-/Teilzeit oder als Nebenverdienst)
      – finanzielle Entschädigung, falls das eigene Fahrrad und Handy genutzt wird

      Natürlich ist so ein Job eher im unteren Gehaltssegment, dafür sind aber auch die Einstiegsvoraussetzungen sehr gering (mind. 18 Jahre, Arbeitserlaubnis und zum Fahrrad fahren geeignet). Wenn ich dies jedoch mit ähnlich bezahlten Jobs vergleiche (Kellner, Kassierer, Lagerarbeiter, etc.), dann würde ich selbst wohl lieber Rider sein.

      Im Übrigen gibt es bei in vielen Ländern die Möglichkeit zu wählen, ob man den Job flexibel oder festangestellt machen möchte und rund 70% der Rider wählen die Flexibilität – anders als oft in den Medien dargestellt.

      VG Basti

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