Performance-Vergleich
Die Quartalsberichtssaison steht kurz bevor und man darf gespannt sein, wie sich die Unternehmen in den Monaten Juli bis September geschlagen haben. Meine Prognosen zu den drei wichtigsten Wikifolio-Unternehmen finden Sie hier. In den nächsten Wochen kommen dann aufgrund der vielen Unternehmensnachrichten wieder wöchentliche Berichte. Zudem haben SPD, Grüne und FDP am Freitag ein Absichtspapier mit Zielen für die nächsten vier Jahre formuliert, das sich auf den ersten Blick sehr positiv und zukunftsorientiert liest. In den vergangenen zwei Wochen gewann unser Wikifolio 0,2%, von 375,81€ ging es auf 376,44€. Der Vergleichsindex CDAX gewann 2,5%. Damit liegt die Underperformance aktuell bei 19,4% seit Jahresbeginn (YTD: -6,5% Wikifolio; +12,9% CDAX).
Hellofresh: Expansion nach Italien und Japan
Hellofresh hat vergangene Woche die Expansion nach Italien verkündet, nachdem man seit Juni mit einem lokalen Team den Einstieg geplant hat. Damit setzt das Unternehmen weiter konsequent seine Wachstumsstrategie fort und kann mit Italien seinen TAM (total adressable market) um ca. 5% steigern. Zudem ist man nur noch wenige Monate vor dem Einstieg in den japanischen Markt entfernt. Hier ist das Konzept bereits durch den Anbieter Oisix bekannt, der rund 1 Mrd. $ an Umsatz generiert. Als Führungsteam konnte man einige ehemalige Uber Japan – Teamleiter gewinnen, die den lokalen Markt bestens kennen. Sollte die Expansion nach Japan gelingen, würde der TAM um weiter 25% wachsen, was neben der hohen Anzahl der Haushalte auch an der steigenden Beliebtheit von Online-Lebensmittel und den hohen Lebensmittelpreisen liegen dürfte; eine 2×3-Kochbox dürfte in Japan umgerechnet rund 60€ kosten im Vergleich zu 40€ hierzulande.
Delivery Hero: Expansion in die Karibik
Delivery Hero hat sich im Gegensatz dazu anorganisch verstärkt und in Mittelamerika das Unternehmen Hugo gekauft für rund 150 Mio. €. Damit wird man auch in dieser Region zum unbestrittenen Marktführer und kontrolliert fast den ganzen süd- und mittelamerikanischen Kontinent mit Ausnahme von Brasilien, Kolumbien und Mexiko, wo man sein Geschäft verkauft hat. Südamerika bleibt für Delivery Hero eine sehr spannende Region, wo man seine Verluste in den letzten Jahren stark einschränken konnte und die strukturell sehr gute Voraussetzungen für langfristige Profitabilität bietet.
Just Eat Takeaway: Q3-Orderzahlen
Vorläufige Zahlen für das Q3 kamen vergangenen Mittwoch von Just Eat Takeaway, die aktuell stark in UK investieren, um vergangene Fehlentscheidungen (Vermeidung eigener Logistik und Dark Stores) zu korrigieren; ob dies erfolgreich ist, wird sich in den kommenden Quartalen zeigen. Zumindest beim Orderwachstum war UK mit +51% YOY die stärkste Region, während die Orders hierzulande beispielsweise um 35% angestiegen sind. Die Zahlen zeigen jedoch, dass auch nach Corona die Essensbestellungen nicht einbrechen werden (wie von Kritikern oft behauptet), sondern weiter stark ansteigen. JET wird am Mittwoch einen Investorentag abhalten, wo die zukünftige Strategie ausführlich erläutert wird. Sollte man es schaffen langfristig Margen von 3-4% des Bruttowarenwertes (GTV) zu erzielen, dann wäre die Aktie heute sicher zu niedrig bewertet. Dies muss das Unternehmen jedoch erst beweisen.
Hallo Basti, Home24 ist ja im Grunde schon das ganze Jahr der „Klotz am Bein“ im WikiFolio. Hast du da nicht mal überlegt, dich (zumindest vorübergehend) von der Aktie zu verabschieden? Weil das Thema „Lieferschwierigkeiten“, „Materialmangel“, „Holzpreis-Steigerung“ etc., sind ja jetzt keine Themen, die von einen Tag auf den anderen überraschend „da“ sind, sondern eigentlich schon seit mehreren Monaten „in aller Munde“ sind. Reicht dir so etwas nicht aus, die Aktie mal rauszunehmen und erst später wieder einzusteigen? Dankeschön für deine Rückmeldung.
Moin Hansi,
ich versuche regelmäßig zu schauen, wie sich die Situation für die Unternehmen im Wikifolio verändert und neu einzuschätzen welches Potential noch da ist, auch in Abhängigkeit wie das Unternehmen von der Börse bewertet wird.
Aktuell sind in fast allen Industriezweigen Probleme vorhanden, die Börsenbewertung geht jedoch stark auseinander und ob man dies wirklich hätte vorhersehen können ist eine berechtigte Frage.
Wieso sind beispielsweise die deutschen Autoaktien in den letzten 12 Monaten um 40% – 60% gestiegen, obwohl aktuell aufgrund des Chipmangels Absatzeinbrüche von 30% und mehr verzeichnet werden (während Home24 im Gegensatz dazu in 2021 noch mit 30% wachsen wird)?
Wieso ist die Wayfair-Aktie (die als Konkurrent genau denselben Schwierigkeiten ausgesetzt sind) seit Jahresbeginn recht stabil, obwohl man hier bereits seit Q2 Absatzrückgänge verzeichnet?
Meine aktuelle Sicht auf die Lage bei H24 ist Folgende:
Der Möbelmarkt wird (wie nahezu alle anderen Märkte) weiter den Weg Richtung Online-Handel gehen. Home24 hat in der Vergangenheit (vor allem vor Corona) bewiesen, dass sie stärker als die Konkurrenz wachsen können und die Marge deutlich steigern (auch ohne Corona-Effekte). Solange diese Annahmen weiter bestätigt werden bin ich positiv für langfristigen Aussichten des Unternehmens gestimmt – sollten ich Zweifel an diesen haben, werde ich die Aktie verkaufen. Kurzfristig werden die Branchenprobleme an der Marge zehren, dies gilt jedoch für alle Unternehmen der Branche. Aktuell gehe ich davon aus, dass die kurzfristigen Übertreibungen im Laufe von 2022 abklingen werden und sich die Marge auch wieder erholt. Sollte dies nicht geschehen, müsste die gesamte Branche die Marge durch Preissteigerungen erhöhen, was jedoch ebenfalls wieder zu einer Normalisierung führen würde.
Die Aktie jetzt bei der niedrigen Bewertung rauszunehmen, ohne dass sich die langfristigen Annahmen verändert haben kommt für mich nicht in Frage.
Timing ist auch immer so eine Sache. Hätte ich die Strategie „Aktie rausnehmen und abwarten bis die Aussichten wieder besser sind“ vor den vergangenen Quartalszahlen durchgeführt, dann wäre ich wohl nach der Abwärtsbewegung im Juli/August komplett ausgestiegen, um dann nach den positiven Quartalszahlen Mitte August zu 20% – 30% höheren Preisen wieder einzusteigen.
VG Basti