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Wikifolio-Update (Woche vom 03.05.2021)

Performance-Vergleich

In der vergangenen Woche haben Hellofresh und Vonovia Zahlen gemeldet, kommende Woche sind Home24 und Westwing dran. Nach der zwischenzeitlichen Aufholjagd ist die Stimmung bei Tech-Aktien und „Corona-Gewinnern“ wieder umgeschlagen und diese Werte wurden wieder abverkauft. Dadurch sind auch einige Wikifolio-Werte (trotz sehr guter Quartalszahlen) unter Druck geraten. Auf Wochenbasis verlor unser Wikifolio 5,2%, von 401,98€ ging es auf 381,14€. Der Vergleichsindex CDAX gewann 1,1%. Damit liegt die Underperformance aktuell bei 16,4% seit Jahresbeginn (YTD: -5,4% Wikifolio; +11,0% CDAX).

Vonovia: Q1-Zahlen

Vonovia hat am Dienstag die Q1-Zahlen veröffentlicht, die zwar sehr gut ausgefallen sind, angesichts der politischen Risiken jedoch in den Hintergrund gerückt sind. Vor allem eine Wahl von Rot-Rot-Grün im Herbst dieses Jahrs würde erhebliche Unsicherheit bedeuten, weil diese Parteien mehrfach Vermieter und Immobiliengesellschaften zum Feind erklärt haben. Die aktuelle Wahrscheinlichkeit von RRG beträgt laut Wahlumfragen ca. 50%.

Ich habe bereits in den letzten Monaten die Gewichtung von 30% auf aktuell 13% abgebaut. Je nachdem wie sich die politische Situation weiter entwickelt werde ich die Position anpassen. Sollte es nicht zu RRG kommen besteht massives Aufholpotential, allein der Buchwert der Immobilien beträgt knapp 80€/Aktie, der Marktwert sogar über 100€/Aktie.

Blue Apron: Q1-Zahlen

Der Hellofresh-Konkurrent Blue Apron hat am Donnerstag wieder einmal enttäuscht, sodass die Aktie ca. 20% verlor. Man schafft es dort nicht profitabel zu wirtschaften, hat ein deutlich unterlegenes Produkt und kaum noch Geld zum Investieren. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Unternehmen in den nächsten Quartalen Insolvenz anmelden könnte. Sollte es dazu kommen würden nach meiner Einschätzung ca. 2/3 einen anderen Kochboxenservice nutzen und von denen ca. 60% zu Hellofresh wechseln. Dies würde die Kundenzahl in den USA um ca. 150k Kunden erhöhen, ohne dass man viel Geld für Marketing ausgeben müsste.

Ich freue mich über jede Bewertung, Anmerkung und Kritik:
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Dieser Beitrag hat 39 Kommentare

  1. Oliver

    Hallo Basti, hast du schon eine Alternative zu Vonovia, sollte es zu rot-rot-grün kommen?
    Danke für deine Einschätzungen

    1. Bastian Brach

      Moin Oliver,

      die anderen deutschen Immobiliengesellschaften fallen logischerweise auch weg, aber ich werde mich in nächster Zeit mehr mit dem US- bzw. europäischen Immobilienmarkt beschäftigen, evtl. findet man da solide Alternativen.

      Falls jedoch die Zustimmung für RRG zurück geht, werde ich die Vonovia-Position wieder ausbauen, da das Unternehmen ohne die politischen Risiken wirklich sehr gut wirtschaftet.

      VG Basti

  2. Andi

    Hallo Basti, denkst du, dass die angekündigte „Europa-Offensive“ von Wayfair ein Grund ist, warum H24 so schwächelt? Zahlen morgen werden ja gigantisch sein, aber ich habe das Gefühl, dass das irrelevant aktuell ist.

    1. Bastian Brach

      Moin Andi,

      die Entwicklung der Marktanteile zwischen Wayfair und Home24 ist auf jeden Fall ein entscheidener Faktor was die Bewertung von Home24 angeht.
      In Deutschland ist man aktuell gleichauf, UK wird von Home24 nicht bedient, der Rest von Europa wird von Wayfair nicht bedient.

      Langfristig wird entscheidend sein, wer das bessere Produkt anbietet (was auch ein Grund für die Investitions-Strategie von Home24 ist). Dennoch ist Home24 in den vergangenen Jahren (auch vor Corona) trotz Wayfair gut gewachsen und ich denke nicht, dass es ein Winner-takes-it-all-Markt ist.

      Die Q1-Zahlen von Wayfair kamen bereits am Mittwoch letzter Woche raus, daher denke ich nicht, dass die Kursreaktion von Home24 heute eine Reaktion auf die Zahlen sind.

      Bei ähnlichem Wachstum beträgt die Bewertung von Wayfair aktuell 2x Umsatz, bei Home24 0,6x Umsatz für das Europageschäft.

      VG Basti

  3. Martin

    Hallo Bastian. Erstmal Danke für deine Berichte und auch deine offene Kommunikation.
    Mich würde trotzdem mal interessieren, wie du die Performance in 2021 (ehrlich) einschätzt. Bist du selbst unzufrieden und kannst dir die Entwicklung nicht wirklich erklären oder sagst du, dass so etwas immer mal wieder passieren kann und es für dich eigentlich „kein Problem“ ist? Ich kann mich halt erinnern als beim letzten klaren Absturz du ja mit „Zeit“ argumentiert hast (Motto., „Einfach abwarten… wird schon alles gut“), ist das auch jetzt wieder dein Argument? Also einfach abwarten, bis der Markt das Potenzial erkennt? Ich finde es aktuell einfach frustrierend, dass jede kleine Erhöhung (vgl. DH nach den letzten Zahlen) nach 2 Wochen wieder abverkauft wird (DH fällt seit 8 Tagen wie ein Stein). Also irgendwie fehlt da einfach der „Schwung“… und eben nicht erst seit ein paar Tagen oder Wochen sondern eben schon lange.

    1. Bastian Brach

      Moin Martin,

      also logischerweise bin ich nicht mit der Performance zufrieden, weil ich denke, dass die Aktien deutlich höher stehen sollten als dies aktuell der Fall ist. Es gibt ja auch Gründe dafür, dass Wachstumsaktien und „Corona-Gewinner“ aktuell nicht so gut laufen (Ende von Corona, steigende Zinsen), aber ich denke, dass der Markt aktuell wenig differenziert und alle Aktien aus diesen Sektoren abverkauft.

      Da ich aber davon überzeugt davon bin, dass die Aktien im Wikifolio 1. keine zu hohen Bewertungen und 2. gute Zukunftsaussichten haben (die sich auch in den Q1-Zahlen widerspiegeln), bin ich natürlich weiterhin auch von der Strategie überzeugt. Trotzdem kann ich dir nicht sagen wie die Entwicklung der nächsten 2-3 Monate aussieht.

      Dies ist auch einer der Gründe, wieso man bei Aktien eine langfristige Haltedauer empfiehlt. Kurzfristig ist es fast unmöglich Kursbewegungen vorherzusagen, langfristig werden Aktien von erfolgreichen Unternehmen jedoch gute Kursgewinne einbringen.

      VG Basti

      1. Martin

        Danke Basti für dein offenes Feedback. Auf eine Aussage würde ich gerne aber nochmal eingehen. Du schreibst ja, dass man mit „erfolgreichen Unternehmen langfristig gute Kursgewinne machen wird“. Aber so einfach ist es so doch eben genau nicht oder? Nehmen wir eine hoch bewertete Aktie (was ja bei vielen Growth Aktien der Fall ist), bei der das „Erfolgreiche“ (für die nächsten 10 Jahre) schon eingepreist ist im Kurs. Dann wird es doch so sein, dass ich die Aktie heute kaufe und sie ggf. 10 Jahre lang dann nur seitwärts laufen wird. Bzw. wenn sogar etwas zu viel eingepreist wurde, dann sogar 10 Jahre lang fallen wird?! Also es geht doch immer um die Bewertung (was ja auch deine Strategie ist) und nicht ob gut oder schlecht.

        1. Bastian Brach

          Genau, deswegen ist die Bewertung für mich neben den Wachstumsaussichten und der Margenentwicklung eines der zentralen Kriterien. Ich sehe aktuell nicht, dass Hellofresh, Home24 und Delivery Hero hoch bewertet sind. Deswegen enthält das Wikifolio auch abgesehen von Teladoc (die durch ein sehr großes Marktpotential und hohe Marge überzeugen) keine Aktien die mit einem KUV von 10, 20 oder sogar 50 bewertet werden, wie das bei einigen anderen Aktien der Fall ist.

          VG Basti

        2. Toni

          …und was Martin beschreibt, gilt – so richtig Basis Antwort auch ist – leider auch umgekehrt.
          @Basti: „Predictable“ kann im worst case also auch bedeuten, dass wir 10 Jahre warten müssen, bis der Markt deiner (wohl kalkulierten) Meinung Recht gibt. Korrekt?!

          1. Bastian Brach

            Moin Toni,

            10 Jahre sicher nicht. Das würde nämlich bei wachsenden Unternehmen bedeuten, das die Bewertung immer weiter sinkt. Wenn Hellofresh bsp. 6 Jahre lang weiter mit 25% p.a. wächst, dann würde man 2027 ca. 24 Mrd. € umsetzen und bei einer Marge von 15% einen operativen Gewinn von 3,6 Mrd. € erwirtschaften. Ein solches Unternehmen würde nicht mit 10 Mrd. € bewertet sein.

            Wie es die nächsten Monate weitergeht kann ich dir nicht sagen, aber wenn die ganze Corona-Thematik vorbei ist gehe ich davon aus, dass sich wieder mehr um die tatsächlichen Geschäftsentwicklungen gekümmert wird.

            VG Basti

  4. Jana

    Hi Basti, warum lässt du eigentlich keinen „Zins(abschlag)“ in deine Bewertungen einfließen? Du fokussierst ja zu 100% auf die fundamentale Entwicklung (Umsatzentwicklung, Margenentwicklung, Burggraben etc.) – ich habe noch nie eine Aussage gelesen wie z.B. „aufgrund der vsstl. steigenden Zinsen / Inflation werden die zukünftigen CFs von DH niedriger abgezinst und reduzieren daher den fairen Wert“. Weil Fakt ist ja (u.a.), dass genau das der Grund ist, warum die WikiFolio Aktien derzeit unter die Räder kommen, darum würde ich (und wahrscheinlich auch viele andere Leser / Investoren), dass dem Thema mehr Beachtung geschenkt wird. Wie siehst du da? Klar, Zinsen sind ein Makro-Thema, und nicht unternehmensspezifisch, aber trotzdem ist es ja so, dass es aktuell der Hauptgrund ist, warum die Growth-Aktien schwächeln. Und dass die Zinsen die nächsten Monate stärker fallen, wird ja kaum passieren.

    1. Bastian Brach

      Moin Jana,

      die steigenden Zinsen haben aktuell einen deutlich größeren psychologischen Effekt, als einen tatsächlichen Effekt auf zukünftige Cashflows.
      Wenn wir einfach mal annehmen, dass die Marktrisikoprämie bei 7% liegt und die Zinsen in Deutschland seit Anfang 2021 um 0,3%-Punkte gestiegen sind, dann werden Cashflows in 2031 gerade einmal 2,7% weniger wert sein nach dem DCF.

      Im Gegensatz dazu wird bsp. eine nur um 1%-Punkt höhere Wachstumsrate den Cashflow in 10 Jahren um mehr als 10% erhöhen.

      Also zusammengefasst: natürlich schenke ich dem Thema Beachtung (vor allem der absoluten Höhe des Zinsniveaus und den Folgen für Finanzierungskosten), von ständigen Anpassungen aufgrund eines leicht veränderten Zinsumfeldes halte ich jedoch wenig.

      VG Basti

      1. Jana

        Danke Basti! Mit der Aussage des „psychologischen Effekt“ hast du sicher Recht! Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass du diesem Thema keinerlei Beachtung schenkst oder? (Was keine Kritik sein soll, nur zum Verständnis). Also spielt „das Momentum“, die Stimmung, „Angst“, Unsicherheit, Psychologie an den Börsen zwar eine Rolle für (kurzfristige) Entwicklungen, letztendlich ist dir das aber alles egal, da du nur auf Fundamentaldaten schaust. Korrekt? Deine Devise wird immer sein, dass sich Unternehmen in Richtung ihres fairen Werts bewegen und hierbei spielen die „weichen“ Faktoren (Stimmung, Psychologie etc.) keine Rolle oder?

        1. Bastian Brach

          Da ich die Zinsentwicklung nicht vorhersagen kann und diese (solange sich die Zinsen nicht drastisch ändern) wie gesagt wenig Einfluss, hat diese keinen direkten Einfluss auf meine Bewertung. Stimmung, Angst und Psychologie spielen in meinen Entscheidungen keine Rolle, da gerade auch die Vergangenheit gezeigt hat, dass ein prozyklisches Handeln auf Basis von Emotionen oftmals zu falschen Entscheidungen führt (Kaufen am Hoch, Verkaufen am Tief).

          VG Basti

          1. Toni

            klasse, super, ehrlich… so muss es sein… ich bin nicht sicher, ob ich das selbst zu 100% so durchhalten kann… siehe auch Stichwort „Geduld“. weiter oben im Zusammenhang mit Martins Kommentar, aber ich werde bestimmt mit meinem Anteil weiter treu bleiben… vielleicht nicht so viel wie bisher… dafür mag es ggf. eine ausgewogenere Strategie-Mischung geben; zB dein PCS mit einem guten anderen Investansatz, was immer das sein mag.
            Denn wenn es auch nur eine wirkliche „Kritik“ gäbe, dann die, dass value hin oder her… Du bist mit deinem PCS sehr branchenfokussiert und die Rotation lässt sich nicht wegreden… das muss man als noch nicht so versierter Begleiter deines wikis erstmal auch aushalten können. Confimation-bias gibt es gerade nicht viel rundherum… darum nochmal, schön, dass du hier postest und antwortest..

  5. Ralf

    Hi Basti,

    gibt es einen besonderen Grund für den erneuten massiven Einbruch von Home24 (-10%) & Co?

    LG Ralf

    1. Bastian Brach

      Moin Ralf,

      Bericht dazu kommt heute noch. Aber die Zahlen und vor allem der Ausblick auf Q2 sehen gut aus. Heute findet mal wieder ein genereller Abverkauf statt.

      VG Basti

  6. Tom

    Ich glaube, der Markt hat einfach Angst, dass die hohen Umsätze bzw. Umsatzsteigerungen von H24 (die es sicherlich auch nach Corona geben wird) einfach keine Margen ermöglichen. H24 steht hier komplett im Schatten von Westwing und aktuell ist der Markt einfach verunsichert, ob das H24 schaffen wird. Was helfen mir 500 Mio. EUR Umsatz wenn ich 499,8 Mio. EUR Aufwände in der GuV stehen hab…

  7. ZZ

    @ Basti: Magst du bei deinem Bericht vielleicht insb. auf das Thema Marge / Profitabilität eingehen? Was spricht dafür? Was spricht dagegen? Warum überwiegen für den Markt die Argumente dagegen? Warum für dich dafür? Weil letztendlich wird alles davon abhängen…Dankeschön.

  8. Schock

    Auch das Thema gestiegene Rohstoffpreise, v.a. für Holz / Möbel haut doch voll rein…

  9. Anna B.

    Hallo Bastian,
    kurze Frage zu deinen Bewertungen. Wer sagt denn eigentlich was „billig“ (unterbewertet) und „teuer“ (überbewertet) ist?
    Ich meine du vergleichst ja gerne die Wiki-Aktien mit den „teuren“ Gegenstücken (insb. aus den USA). Aber könnte es nicht sein, dass die teuren US-Aktien extrem überbewertet sind (–> korrigieren extrem) und die WikiFolien im Vergleich dazu eben etwas überbewertet (aber immer noch überbewertet) sind (–> korrigieren etwas).
    Beispiel: Warum ist für dich ein aktuelles KUV von 2,0 für HF zu wenig (= Unterbewertung)? Vielleicht wäre das korrekte KUV von HF ja nur 1,4, was auch der Grund dafür ist, dass es sich in diese Richtung entwickelt. Klar, du schreibst dann, dass du bei Wachstumraten von X %, den Margen von Y % ein KUV von 2,0 als zu wenig erachtest. Aber warum eben genau die 2,0 (und nicht 1,4)?

    1. Bastian Brach

      Moin Anna,

      meine Einschätzungen dazu welche Bewertung angemessen ist orientiert sich an verschiedenen Maßstäben, beispielsweise Branchendurchschnitte, langfristigen Bewertungsvergleichen, etc.

      Langfristig war beispielsweise ein KGV von 15 für ein solides, aber schwach wachsendes deutsches Unternehmen eine faire Bewertung. Wenn Hellofresh jetzt ein KUV von 2 hat, dann würde dies bei der langfristig erzielbaren Netto-Marge (ca. 12%) ein KGV von 16,6 bedeuten. Der Unterschied von 15 zu 16,6 ist für ein stark wachsendes Unternehmen meiner Ansicht deutlich zu niedrig. Daher setze ich für Hellofresh ein faires KUV von 3 an, was einem KGV von 25 entsprechen würde.

      Ein Unternehmen wie Adidas, welches auch im D2C-Geschäft eine ähnliche Marge wie Hellofresh erzielt, aber mittelfristig nur mit 10% Umsatzwachstum p.a. rechnet (im Vergleich zu Hellofresh mit 25% p.a.), ist aktuell mit einem KUV von 2,5 bewertet und ich denke die wenigsten würden sagen, dass Adidas aktuell eine Hype-Aktie ist.

      Auch vor der Corona-Krise im Februar 2020 war Hellofresh was das KUV angeht höher bewertet als heute, obwohl die Wachstumsaussichten, die Marge und die Wettbewerbsposition sich deutlich verbessert haben.

      So bildet sich aus vielen verschiedenen Kriterien meine faire Bewertung.

      VG Basti

  10. Marc

    Wenn ich den Markt seit ein paar Tagen anschaue frag ich mich eh ob das Sinn macht, da was zu interpretieren. Die „besten Aktien der Welt“ (welche das auch immer sind…) sind derzeit völlig chancenlos und so wie in 2020 die Kursentwicklung (positiv) entkoppelt war von den Fundamentaldaten ist halt jetzt in 2021 die Kursentwicklung wieder entkoppelt von der Fundamentaldaten (nur eben jetzt negativ).
    Bestes Beispiel va-Q-tec: Bringen heute unfassbare Zahlen heraus, haben eine gigantische Pipeline aufgrund der Impfstofflieferungen, reiten die „grüne Welle“ und diverse andere Megatrends, wurden in den letzten Wochen schon von 45 EUR auf 30 EUR verprügelt und heute fallen sie wieder nach den Zahlen um 10 %. Versteht doch kein Mensch was das ganze soll…
    Was ich damit sagen will, Kursentwicklung und die Fundamentaldaten haben nichts mehr miteinander zu tun. Letztes Jahr hat sich halt keiner beschwert, weil die Kurse (entkoppelt) eben gestiegen sind. Und jetzt ist es genau anders herum und jeder jammert. 🙂

    Gerne zur Diskussion!

  11. Analyst

    Bin gespannt auf Bastis Bericht heute zu H24. Die Bewertung von H24 driftet mehr und mehr in die komplette Lächerlichkeit ab. Es gibt seitens dem Markt (der die niedrige Bewertung ja auch kennt, da er auch das Mobly Geschäft und Cash abziehen kann) wohl keinerlei Vertrauen, dass entsprechende Margen zukünftig möglich sein werden. Oder sie werden nicht in den nächsten X (10?) Jahren als erreichbar angesehen, wodurch kein Bedarf aktuell an der Aktie besteht.

    1. Bastian Brach

      Ich kann mir auch vorstellen, dass es wirklich an der Margenthematik liegt, was aus meiner Sicht jedoch trotzdem nicht den Abschlag rechtfertigt:
      1. Home24 hat in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass höhere Umsätze zu Skaleneffekten in Bruttomarge, DB-Marge und Verwaltungsaufwendungen führen
      2. Home24 könnte von heut auf morgen die Investitionen ins Marketing von 20% auf 10% des Umsatzes senken, was zwar die Wachstumsrate deutlich verringern würde, jedoch sofort zu einer 10% operativen Marge führen würde. Mit dieser wäre das Europageschäft dann mit einem Faktor von 3 (!) aufs operative Ergebnis bewertet

  12. Robert

    Servus Basti, was sagst zum DH Revival in Deutschland? Kommt etwas überraschend (auch für dich oder)? 🙂

    1. Bastian Brach

      Moin Robert,

      überrascht mich auch. Bin mir auch noch nicht so sicher, wie ich den Einstieg beurteile, aber DH wird sich darüber Gedanken gemacht haben. Das Hauptaugenmerk wird sicher auf den Dmarts liegen; wenn man glaubt die Konkurrenz Gorillas und Flink zu schlagen, dann kann das die richtige Entscheidung sein.
      Mal sehen wie sich das auf die Ziele für dieses Jahr auswirken wird, evtl. kann es dazu kommen, dass etwas mehr Geld für Investitionen in die Hand genommen wird.

      VG Basti

      1. Robert

        Wird kurzfristig aber weiter an der Marge zehren und wohl wieder für Kursverluste sorgen… der klassische Investor ist ja völlig verunsichert, ob das in zig-Jahren mal dann eine positive Entscheidung war…

        1. Bastian Brach

          Also in der Vergangenheit wurden solche Investment-Entscheidungen ja mehrmals von DH verkündet und dem Kurs hat es nicht geschadet. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass die Investitionen ein Teil der bereits angekündigten 500 Mio. € für dieses Jahr sind.

          VG Basti

  13. Magda

    Hallo Basti,
    wirst du eigentlich aufgrund der Entwicklungen seit ein paar Monaten an deiner Strategie und den Aktien festhalten? Oder auch einfach „einsehen“, dass du dich ggf. irrst? Möchte keine Kritik äußern, nur es ist ja schon auffällig, dass die Einschätzung von dir derzeit sehr stark abweicht vom Markt.
    Beispiel Teladoc: Kann es einfach sein, dass das Marktpotenzial vielleicht doch nicht so groß ist wie von dir angenommen? Oder dass das Marktpotenzial erst in 2030 „erschlossen“ wird und nicht schon in 2024?
    Beispiel H24: Kann es einfach sein, dass du die Margen-Thematik unterschätzt hast?
    Oder bist du alles in allem weiterhin der Meinung, dass der Markt die fairen Werte aktuell falsch einschätzt und „mit der Zeit“ sich alles regeln wird?
    Wie gesagt, alles nicht böse gemeint, nur würde mich interessieren, ob du auch Fehler deinerseits erstens siehst und zweitens auch ehrlich ansprichst.
    Danke dir!

    1. Bastian Brach

      Moin Magda,

      man muss immer zwischen kurz- und langfristig unterscheiden. Die langfristige Strategie ist darauf abgezielt, vom wachsenden E-Commerce- und Konsumentenmarkt zu profitieren und in diesem Sektor die besten Aktien zu finden. An dieser Strategie halte ich natürlich fest.

      Auf der Ebene einzelner Aktien kann ich mich natürlich auch immer mal wieder irren, falsche Einschätzungen treffen oder das Unternehmen entwickelt sich einfach nicht so gut wie gedacht. Da habe ich dann auch kein Problem dies zuzugeben und die Gewichtung zu ändern oder die Aktie zu entfernen. Beispielsweise hat sich Westwing im Vergleich zu Home24 deutlich besser entwickelt, weil die Marketingstrategie von Westwing in der aktuellen Zeit noch besser aufgeht – dies hatte ich anders prognostiziert.

      Ob der Markt kurzfristig sein Augenmerk auf die Profitabilität legt, ist für mich nicht relevant, solange ich weiter davon überzeugt bin, dass Home24 mittelfristig seine Marge steigern und weiter wachsen kann. Es wäre aus meiner Sicht völlig unsinnig, jetzt bei der Bewertung auszusteigen, um dann in 2023 wieder einzusteigen, wenn Home24 sein Margenziel erreicht hat aber dann eben auch schon eine Bewertung von KUV 1,5 erreicht hat.

      Ergibt es aktuell Sinn, dass der Enterprise Value von Home24 (130 Mio. €) unter dem von Mobly (250 Mio. €) liegt, trotz gleichem Geschäftsmodell, gleichem Wachstum, gleicher aktueller Marge und gleicher zukünftiger Marge und dem 5-fachen (!) Umsatz? Nein, ergibt es nicht.
      Ergab es Sinn, dass Hellofresh Anfang 2019 mit 6€ gehandelt wurde, weil auch dort der Markt die Investitionen kritisierte, die mittlerweile die absolute Marktdominanz ermöglicht haben? Nein, ebenfalls nicht.

      Also zusammengefasst: wenn die operativen Zahlen nicht mehr stimmen, zusätzliche Risiken (wie bei Vonovia) entstehen oder sich langfristige Bewertungsänderungen des gesamten Marktes abzeichnen, dann reagiere ich natürlich; aber sicher nicht weil gerade Wachstumsaktien, Corona-Gewinner oder einzelne Branchen out sind oder Aktien an Wert verlieren. Prozyklisches Handeln war in der Vergangenheit sogut wie erfolgreich.

      VG Basti

  14. Magda

    Danke Basti, alles nachvollziehbar!
    Noch eine kurze Frage zu deinem Vergleich von H24 mit Mobly. Du sprichst ja immer an, dass H24 im Vergleich zu Mobly extrem unterbewertet ist. Aber diese Aussage macht m.E. nur Sinn unter der Annahme, dass Mobly fair bewertet ist. Wer sagt denn, dass sich Mobly nicht in einer überteuerten „Blasen-Bewertung“ (vgl. auch die H2-Werte etc.) befindet und demnächst stark nach unten korrigieren wird? Also es weiß doch keiner, warum sich H24 an Mobly Kurstechnisch annähern sollte und eben nicht andersherum… oder sie treffen sich „in der Mitte“ (was gut für H24 wäre, jedoch nicht so perfekt wie von dir beschrieben).

    1. Bastian Brach

      Nein, da hast du mich falsch verstanden. Nur weil Mobly mit einem 10 mal so hohen KUV bewertet ist, wird Home24 nicht automatisch dahinkommen, natürlich kann es auch immer sein, dass Mobly aktuell zu hoch bewertet ist. Aber selbst ein 50%-Absturz von Mobly würde ja immernoch eine 5 mal so hohe Bewertung implizieren.

      Also ich kann mir gut vorstellen, dass man „sich in der Mitte trifft“ oder Home24 dauerhaft geringer bewertet wird, aber eben nicht 10x geringer.

  15. Value

    Hi Basti, ich habe für mich entschieden, dass ich erstmal raus aus Growth, e-commerce, Tech, Krisengewinner etc. bin.
    Nicht weil ich nicht (langfristig) daran glaube, sondern einfach weil wir mit jedem Tag derzeit einfach einfach ggü. Value richtig viel verlieren und ich mittlerweile auch nicht mehr daran glaube, dass man das in 2021 noch aufholen kann. Vielleicht ist es einfach nicht das Jahr der genannten Aktien. Vielleicht ist es 2022 wieder besser – dann komme ich auch gerne zurück.
    Viele Grüße und vielen Dank für den Blog und deine Beiträge!

  16. Alex

    Nachdem das Wiki nun etwa 20% an Wert eingebüßt hat in den letzten Wochen halte ich es eher für warscheinlich dass wir in ein paar Monaten zurückblicken und feststellen was für ein schöner Einstiegszeitraum Mitte Mai gewesen ist, oder zumindest wie wichtig es war Ruhe zu bewahren. Nun zu verkaufen am kurzfristigen „Tiefpunkt“ ist sicher die schlechteste aller Möglichkeiten, sofern man an die ganze Thematik und die Unternehmen glaubt, was bei mir eindeutig der Fall ist. Deshalb einfach relaxen und abwarten. Schön zu sehen dass du weiter sachlich und ohne Emotionen arbeitest Basti, das ist für mich als Anleger, der schon einiges erlebt hat, in diesem Moment mit Abstand das Wichtigste, da ich deine Kompetenz zu keiner Zeit in Frage stelle (jeder der das tut sollte auch nicht weiter investiert sein).
    Die Aufholjagd kann beginnen.

    Beste Grüße

  17. Tobi

    Hi Basti, ich habe 2 Fragen zu HF:
    1) Die Trenddaten (weltweit) sind mit 73 gerade auf dem tiefsten Stand seit Dezember. Siehst du darin noch keine Anzeichen, dass die Relevanz nun doch etwas abnimmt im Zuge des anstehenden „Corona-Endes“?
    2) Du hattest bisher noch nichts zu HelloFreshGO geschrieben. Hast du dazu keine Daten / Infos oder ist das im Konzern aufgrund der Größe völlig irrelevant?

    1. Bastian Brach

      Moin Tobi,

      zu 2) nein, der Umsatz ist im Vergleich zum Gesamtkonzern nicht relevant. Vielleicht in weiter Zukunft noch ein weiteres Standbein, aber aktuell irrelevant.

      zu 1) du musst dabei die Saisonalität berücksichtigen. Klassisch gewinnt Hellofresh am Jahresbeginn die meisten Kunden (weil dort die Marketingkosten am niedrigsten sind und viele Menschen ihre guten Vorsätze umsetzen wollen). In 2019 (völlig ohne Corona) war man nach dem Top zum Jahresbeginn (100) zum aktuellen Zeitpunkt (Mitte Mai) gerade mal bei knapp über 50, in 2018 sogar unter 50. Trotz dem Corona-Ende in den USA (mittlerweile kann man nahezu überall wieder in Restaurants gehen) liegt man also weit über der sonstigen Saisonalität.

      VG Basti

  18. Julia

    Hi!
    Wie siehst du eigentlich die Entwicklungen von Hellofresh und Delivery Hero in Punkto online-Supermarkt? Welches Geschäftsmodell ist da besser geeignet und wer dürfte sich da langfristig durchsetzen?

    Julia

    1. Bastian Brach

      Moin Julia,

      die beiden Unternehmen verfolgen ja sehr unterschiedliche Strategien in dem Bereich:

      Für Hellofresh sehe ich dies als extrem sinnvoll an. Die Erkenntnisse aus Benelux (wo der Hellofresh-Market bereits seit ca. 12 Monaten etabliert ist) zeigen einen positiven Effekt auf die Bestellgrößen und somit den Gewinn pro verkaufter Box, zudem vergrößert man seinen Gesamtmarkt natürlich deutlich und bindet Kunden noch näher an sich.

      Delivery Hero verfolgt nebem der Auslieferung für externe Supermärkte (1) eher das Gorillas-Model (2) und baut selber kleine Warenlager auf, von denen Kunden in 10 min beliefert werden. 1. ist komplementär zur Auslieferung von Restaurantessen, man kann die Fahrer besser auslasten und zugleich seinen adressierbaren Markt (TAM) deutlich erhöhen. 2. ist eines der spannendsten Modelle im Lebensmitteleinzelhandel aktuell und soll hervorragend funktionieren, die einzelnen Stores sind bereits nach 6-9 Monaten profitabel und der Gesamtmarkt für Lebensmittel ist natürlich riesig. Falls Delivery Hero es hier schafft, die angepeilten Margen (siehe meine Analyse) zu erwirtschaften, dann kann dies einer der wichtigsten Expansionstreiber in den nächsten Jahren werden.

      VG Basti

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