Die Q3-Zahlen von Uber zeichnen sich durch erstaunliche Resilienz in Angesichts des makroökonomischen Umfelds aus. Sowohl das Ride-Hailing- (Uber Taxi) als auch das Food-Delivery (Uber Eats)-Geschäft konnte weiter wachsen, einzig das recht kleine Freight-Geschäft litt unter den schwachen Frachtraten.
Negative Entwicklungen
Wie bereits in meinem letzten Artikel zu Uber bereits erwähnt sind weiterhin die Kosten für das Mitarbeiteraktienoptionsprogram (SBCs) relativ hoch, wie bei nahezu allen US-Tech-Unternehmen und führen langfristig zu einer Verwässerung der Altaktionäre. Im Vergleich zum letzten Quartal sind diese immerhin nur noch leicht gewachsen, trotzdem sollte auch zukünftig hierauf geachtet werden.
Zudem muss Uber aufgrund einer Einigung mit den UK-Behörden im nächsten Quartal 700 Mio. $ an Umsatzsteuer nachzahlen, was einmalig den Cash-Bestand reduziert.
Positive Entwicklungen
Uber schafft es aktuell sehr gut ein Gleichgewicht zwischen Wachstum und Profitabilität zu schaffen. Die Kosten für Ride-Hailing und Food Delivery konnten weiter deutlich gesenkt werden und dennoch war das Wachstum wieder zweistellig. Dieses Jahr wird Uber rund 1,7 Mrd. $ operativen Gewinn erzielen, nachdem 2021 noch deutlich negativ war. Gerade das Ride-Hailing-Business erzielt bereits sehr gute Margen und erholt sich weiter von den Corona-Effekten, während das Food-Delivery-Segment mittlerweile (vor Gemeinkostenallokation) profitabel ist und in den letzten Quartalen einen deutlichen Sprung gemacht hat. Dieser Trend zeichnet sich für mehr und mehr Food-Delivery-Unternehmen ab und langfristige Margen von rund 5% bezogen auf den GMV sollten für ein Großteil der Unternehmen des Sektors langfristig machbar sein.

Die mittelfristigen Ziele für 2024 (170 Mrd. $ GB und 5 Mrd. € AEBITDA) erscheinen, wenn man die aktuelle Entwicklung betrachtet, trotz Inflations- und Rezessionssorgen machbar, bereits für nächstes Jahr erwarte ich 130 Mrd. $ GB bei 3,5 Mrd. $ operativem Gewinn.
Fazit
Das Fazit ist eigentlich genau dasselbe wie im letzten Bericht von mir. Uber erzielt ein starkes Wachstum und schafft es dabei die Margen deutlich zu steigern. Die Ziele für 2024 scheinen gut erreichbar und selbst 10 Mrd. $ operativer Gewinn sind in 4-5 Jahren möglich. Kritikpunkt bleibt weiterhin die hohen SBCs, ansonsten gibt es wenig negatives. Mit 5 Mrd. $ operativem Gewinn und rund 4 Mrd. $ Cashflow scheint mir das Unternehmen bei aktuell 60 Mrd. $ Marktkapitalisierung recht günstig bewertet, vor allem wenn man die weiteren Wachstumsaussichten mit einbezieht.
Wenn man sich P/S von Uber vs Lyft anschaut ist Uber bei fast 2 und Lyft bei 1.
Uber Umsatz wächst 70% und Lyft um die 20%.
Beide werden wohl profitabel werden.
Glaubst du nicht, das mit seiner viel niedrigeren Marktkapitalisierung von nur 4 Milliarden, Lyft es leichter haben wird bei einer Kurs ver-2-5 fachung wenn es weiterhin wächst?
Moin Tassilo,
gute Frage. Ich finde Lyft nicht uninteressant, aber im Gegensatz zu Uber hat Lyft einige Nachteile, die für mich auch den Bewertungsabschlag rechtfertigen: 1. geringeres Umsatzwachstum und damit gleichbedeutend Marktanteilsverluste gegenüber Uber. 2. Weniger Skaleneffekte als #2 und keinerlei Diversifikation (nur USA Ride Hailing), wodurch Lyft es schwieriger hat Fahrer zu finden. 3. Relativ noch höhere SBCs als bei Uber.
Zudem beobachte ich Lyft schon länger und bin recht enttäuscht von der Margenentwicklung, die ich aufgrund der hohen Umsatzsteigerung seit Corona eigentlich besser erwartet hätte. Daher drängt sich für mich aktuell kein Investment auf.
VG Basti