Mit etwas Verspätung kommt die Einschätzung der Q2-Zahlen von Uber, die ihre Zahlen bereits Ende Juli bekannt gegeben haben. Die Zahlen bestätigen den eingeschlagenen Weg und zeigen die weitere Rationalisierung in den Bereichen Food Delivery und Ride Hailing an.
Negative Entwicklungen
Während die operative Entwicklung wenig negative Punkte aufweist und alle Segmente sich positiv entwickelt haben, erhöhen sich parallel auch die Aktienoptionen für Mitarbeiter (SBCs) relativ deutlich. Dies führt dazu, dass die Altaktionäre mittelfristig verwässert werden, d.h. einen kleineren Anteil am Unternehmen halten. Vor allem US-Tech-Unternehmen bezahlen oft einen bedeutenden Teil des Gehalts als SBC, daher muss man in dem Segment besonders drauf achten. Die SBCs von Uber werden sich in 2022 wohl auf rund 2 Mrd. $ belaufen und damit die Altaktionäre um knapp 4% verwässern. Die weitere Entwicklung sollte man hier im Auge behalten und regelmäßig prüfen, ob Umsatzwachstum und Wachstum der SBCs noch in einem vernünftigen Verhältnis stehen.
Positive Entwicklungen
Die Wiedereröffnung der Wirtschaft nach Corona hat Uber geholfen seine Umsätze in allen Geschäftsbereichen zu verbessern und zudem auch die Margen deutlich anzuheben, was zum ersten Cashflow-positiven Quartal in der Geschichte von Uber geführt hat. Der operative Cashflow belief sich auf 439 Mio. $ nach -341 Mio. $ ein Jahr zuvor. Im bereits für längere Zeit profitablem Ride Hailing Business konnten die Buchungen um 57% gesteigert und der operative Gewinn auf 771 Mio. $ mehr als vervierfacht werden. Das Wachstum im Food Delivery Business war mit 12% zwar langsamer, aber auch hier konnte der operative Gewinn von -161 Mio. $ auf 99 Mio. $ gesteigert werden.

In beiden Bereichen sieht man die positiven Effekte der höheren Finanzierungskosten und die weitere Rationalisierung vieler Unternehmen in den Bereich Fahrtenvermittlung und Essensauslieferung. Diese Effekte halten auch weiterhin an und sollten nicht nur Uber, sondern auch den Konkurrenten Delivery Hero, Doordash und Co nützen.
Ein wichtiger Faktor für die starke Margenexpansion lag auch in der Kostendisziplin im Bereich Allgemein- und Plattformkosten. Diese nahmen im Vergleich zum Umsatz deutlich unterproportional zu und stiegen nur um knapp 10% YOY. Wenn dieser Trend sich in den Folgequartalen bestätigt, dann wird weiterhin jede Verbesserung der Marge in den einzelnen Segmenten einen direkten positiven Einfluss auf das Gesamtergebnis haben.

Fazit
Uber stand lange Zeit für tiefrote Zahlen und geringe Kostendisziplin. Dies hat sich in den vergangenen Quartalen verändert mit der Schließung unrentabler Geschäftsteile und einer positiven Entwicklung der Wettbewerbssituation. Das Ride Hailing Business profitiert weiterhin von der Wiedereröffnung der Wirtschaft, doch auch Food Delivery wächst weiterhin zweistellig. Auch im zweiten Halbjahr sollte sich die Entwicklung fortsetzen, sodass Uber im Gesamtjahr knapp 2 Mrd. $ operativen Gewinn erzielen könnte und damit auf einem guten Weg ist, sein 5 Mrd. $ Gewinnziel für 2024 zu erreichen. Einziger Kritikpunkt bleiben die wachsenden SBCs.