Im Vorfeld der Uber-Zahlen hatte ich bereits spekuliert, dass diese wohl am wenigsten Überraschungen bieten werden, da Uber seit einigen Quartalen konstant abliefert und regelmäßig die eigenen Ziele sowie Analystenschätzungen übertrifft. Das war auch diesmal der Fall und meine Bedenken hinsichtlich steigender Versicherungsprämien haben sich nicht materialisiert. Doch schauen wir uns die Zahlen und den Ausblick im Detail an.
Wachstum
Während für viele Tech-Unternehmen das Q1 aufgrund der hohen Vergleichswerte im Vorjahr schwach ausfiel, konnte Uber das GOV-Wachstum weiter über 20% halten. Das Unternehmen hatte zwar ebenfalls mit einem geringeren im Food Delivery Segment zu kämpfen, dieses wurde jedoch durch den starken Mobility-Bereich ausgeglichen. Ab dem aktuellen Quartal wird man dann eine gute Einschätzung für das langfristige Wachstumspotential von Uber bekommen, da die Vorjahreswerte frei von Corona-Effekten sind. Hier erwartet Uber weiterhin ein Wachstum im Bereich von 15%.

Profitabilität
Nachdem die Geschäftsmodelle Food Delivery und Ride Hailing jahrelang als unprofitable Venture-Capital-Spielereien abgetan wurden, zeigt Uber mittlerweile Quartal für Quartal, dass sich das lange Warten auf Gewinne gelohnt hat. Nicht nur das AEBITDA wächst sehr schnell, auch der FCF (der im Schnitt rund $200 Mio. geringer liegt als das AEBITDA) ist deutlich positiv und auf bestem Weg zu den angestrebten $4 Mrd. im nächsten Jahr.

Hier lohnt es sich etwas tiefer in den Quartalsbericht einzutauchen, denn ein Absatz erklärt diese Gewinn-Prognose für die nächsten Jahre:

Während der GOV in den kommenden beiden Jahren weiter zweistellig wachsen soll, werden die Mitarbeiterzahl leicht sinken und somit die Ausgaben für Mitarbeiter (Fixkosten) in etwa konstant bleiben. Bei einer Take-Rate von rund 25% (der Anteil vom Fahr- oder Essenspreis, den Uber vereinnahmt und als Umsatz verbucht) und einer Bruttomarge von 40% bedeutet dies, dass von 1$ GOV-Erhöhung am Ende ca. 10p als operativer Gewinn übrig bleibt, solange die Fixkosten konstant bleiben. Angenommen Uber schafft es den GOV in den kommenden beiden Jahren um 15% jährlich zu steigern, würde dies ein zusätzliches AEBITDA von $10 Mrd. (GOV-Steigerung) * 0,1 (Grenzmarge operativer Gewinn) = $1 Mrd. bedeuten – pro Quartal.
Im Vergleich zu den ca. $3,5 Mrd. operativer Gewinn und $2,7 Mrd. FCF dieses Jahr könnten in 2025 dann $7,5 Mrd. operativer Gewinn bei $6 Mrd. FCF möglich sein. Ich gehe von einer größeren Differenz zwischen operativem Gewinn und FCF im Jahr 2025 aus aufgrund von höheren aktivierten Entwicklungskosten und Steuerzahlungen. Hierbei sind mögliche Verbesserungen im Geschäftsbereich Freight, der aktuell stark unter den geringen Frachtraten leidet und einen negativen Gewinn ausweist, noch nicht mit einberechnet, könnten jedoch zusätzlich noch mehrere Hundert Millionen Dollar einbringen.
Bewertung
Im Jahr 2025 wird Uber dann nach meinen Schätzungen von den dann erreichten $165 Mrd. noch mit rund 10-12% beim GOV wachsen und sich langsam seinem langfristigen Ziel von 7% operativem Gewinn vom GOV annähern. Bei einer langfristigen FCF-Marge von 5% vom GOV und einer Bewertung in Höhe des 15-fachen normalisierten FCFs würde dies eine Bewertung von rund $125 Mrd. bedeuten, rund 60% über dem aktuellen Niveau.