Nach dem Platzen der Dotcom-Blase 2000 und der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 führte das neuartige Corona-Virus bereits zum dritten starken Rückgang des S&P 500 in diesem Jahrhundert. Doch anders als in den beiden vorigen Markteinbrüchen folgt aktuell eine schnelle Markterholung – trotz verheerender Wachstumsprognose für das zweite Quartal. Der S&P 500 liegt nicht einmal 15% unter dem im Februar markierten Rekordhoch.
Für viele mag dies verwunderlich erscheinen. Das Wirtschaftswachstum der USA wird dieses Jahr stärker zurückgehen als nach der Dotcom-Blase und der Finanzkrise. Und doch verzeichnet der S&P 500 einen im Vergleich deutlich geringeren Rückgang.
Dies mag zuerst einmal unlogisch klingen. Wieso sollten die Aktienmärkte besser performen, wenn die Wirtschaftskrise sogar stärker ist? Wenn mehr Arbeitnehmer ihren Job verlieren? Wenn ganze Wirtschaftsteile wochenlang stillstehen? Ein wichtiger Grund dafür lässt sich in der Zusammensetzung des S&P 500 in den einzelnen Krisen erkennen.
Die Gewichtung der verschiedenen Branchen hat nämlich einen entscheidenen Anteil daran wie stark der gesamte Index leidet. Nachfolgend sieht man wie stark die einzelnen Branchen in den letzten Jahrzehnten im S&P 500 vertreten waren:
Vor dem Platzen der Dotcom-Blase waren 6 der Top-10-Unternehmen im S&P 500 Technologie-Unternehmen. Mit Microsoft stand damals sogar ein Technologie-Unternehmen an der Spitze. Doch gerade diese Branche musste im Crash die stärksten Kursverluste verzeichnen. Der Nasdaq verlor 78% im Vergleich zu seinem Verlaufshoch. Die Technologie-Werte zogen durch ihre hohe Gewichtung auch den S&P 500 mit nach unten.

Im Jahr 2007 – kurz vor der weltweiten Finanzkrise – bestanden die Top-10 des S&P 500 zur Hälfte aus Industrie und Banken. Exxon Mobil und General Electric standen zu diesem Zeitpunkt an der Spitze. Doch diese beiden Branchen mussten die stärksten Einbrüche verzeichnen – besonders GE traf es damals besonders hart.
Und so war die Zusammensetzung ähnlich unvorteilhaft wie im Jahr 2000. Diesmal gab der S&P500 im Verlauf der Krise sogar über die Hälfte seines Wertes ab.

Die Coronakrise trifft vor allem die Industrie hart – auch Tourismus und Einzelhandel leiden unten den Ausgangsbeschränkungen. Doch Unternehmen aus diesen Branchen finden sich nicht unter den wichtigsten S&P 500 – Unternehmen wieder. Die Top-5 besteht ausschließlich aus Technologie-Unternehmen (Amazon, Microsoft, Apple, Alphabet, Facebook).
Diese werden langfristig sogar von der Coronakrise profitieren, da sich die Digitalisierung deutlich beschleunigt hat. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass der S&P 500 insgesamt deutlich besser performt als in vergangen Krisen. Bis auf Microsoft befinden sich die genannten Aktien sogar nahe ihres Allzeithochs.
Wenn man Vergleiche mit der Vergangenheit heranzieht, dann sollte man veränderte Rahmenbedingungen berücksichtigen. Sicherlich ist die Zusammensetzung nicht der einzige Grund für die Performance-Unterschiede zwischen den Krisen. Dennoch sollte man die Rahmenbedingungen im Allgemeinen und die Indexzusammensetzung im Speziellen nicht außer Acht lassen.