Home24 hat am Dienstag Zahlen gemeldet, welche nicht nur mich positiv überrascht haben, sondern auch vom Markt deutlich unterschätzt wurden, nachdem es wochenlang mit der Aktie abwärts ging. Dies zeigt auch wieder einmal, dass Aktienbewegungen kurzfristig oftmals zufällig nach oben oder unten gehen und es daher umso wichtiger ist den Blick auf die langfristige Entwicklung zu haben.
Den Umsatz konnte man gegenüber dem starken Vergleichsquartal Q2 2020 um 41% steigern, wobei hier auch nachgelagerte Order aus Q1 zum Tragen kamen. Der Anstieg des Bestellvolumens fiel dementsprechend mit 23% in Europa geringer aus, was trotzdem noch sehr stark ist. Ich hatte hier in meinen Prognosen nur mit einstelligem Orderwachstum gerechnet. Grund für die starken Geschäfte waren unter anderem die seit einigen Quartalen durchgeführten Investitionen.

So wurde die der Bestellprozess verbessert, was zu höheren Conversions geführt hat, und das Sortiment wurde in der Breite deutlich erweitert. Für mich ist dies weiterhin die deutlich bessere Strategie: Statt schon heute auf zweistellige Margen zu gehen – die ich langfristig für möglich halte – investiert man in Technologie, Kundenerlebnis und Auswahl, um stärker zu wachsen. Wenn man beispielsweise 5 Jahre lang mit 25% statt 10% wächst, dann hat man in Jahr 5 die doppelte Größe im Vergleich zum 10%-Wachstum erreicht. Dies ermöglicht sogar zusätzliche Skaleneffekte, sodass die Marge in Jahr 6 (falls man sich dann entscheiden sollte, auf Profitabilität zu setzen) noch höher sein sollte als mit 10% dauerhaftem Wachstum. Dafür verzichtet man zwar auf mögliche Dividenden, aber statt 1-2% jährlicher Dividende hat man nach 5 Jahren ein mindestens doppelt so wertvolles Unternehmen mit besserer Technologie und besserem Kundenerlebnis.
Insgesamt war Home24 in Q2 sogar deutlich profitabel mit 2,5% AEBITDA-Marge. Besonders beeindruckend ist dieses Ergebnis aufgrund der weiter andauernden branchenweiten Schwierigkeiten im Bereich Rohstoffpreise und Container-Verfügbarkeit bzw. -Preise. Wenn sich diese Effekte normalisieren (voraussichtlich Mitte 2022) kann man hier positiven Rückenwind erwarten. Neben den hervorragenden Q2-Ergebnissen hat man gleichzeitig auch mittelfristige Ziele ausgegeben. So will man bis Ende 2023 einen Umsatz von 1 Mrd. € erreichen, was einer durchschnittlichen Wachstumsrate von gut 20% entspricht. Dafür setzt man auf das weitere Marktwachstum im Onlinebereich, weiteren Marktanteilsgewinnen (nachdem man bereits in den letzten 3 Jahren fast doppelt so schnell gewachsen ist wie die Online-Konkurrenz) und der Expansion in weitere europäische Länder.

Q3 ist bei Home24 traditionell ein Quartal mit höheren Investitionen. Ich rechne basierend auf der Performance nach Halbzeit des Quartals damit, dass die Marge wieder etwas zurückgeht und das Umsatzwachstum bei um die 15% – 20% liegen wird. Dies würde die Wachstumsstrategie jedoch weiter bestärken. Einen kleinen Wehrmutstropfen gab es jedoch trotzdem noch: In letzter Zeit ist der Kurs der Mobly-Beteiligung regelrecht abgestürzt, sodass die Anteile nur noch gut 100 Mio. € wert sind. Damit liegt die Bewertung ex. Cash und Mobly aktuell bei ca. 320 Mio. €, was einem KUV von 0,65 entspricht. Dies liegt jedoch weiterhin deutlich unter meinem fairen Wert.
Hi Basti, Danke für den Betrag. Wie siehst du eigentlich Home24 im Vergleich zu Wayfair? Wird sich hier auf Dauer nicht der Marktführer (Wayfair) durchsetzen?
Moin Robert,
die beiden konkurrieren aktuell ja nur in Deutschland, auch wenn sich das sicher auch noch ändern kann, wenn Wayfair weiter expandiert.
Seit 2017 hat Wayfair angefangen nach Deutschland zu expandieren, bis Mitte 2019 haben sie starke Marktanteilsgewinne verzeichnen können.
Seitdem hat sich Home24 aber deutlich verbessert und ist seitdem ungefähr gleichauf was Marktanteile angeht. Beide machen hier einen sehr guten Job und wachsen stark (auf Kosten der stationären Möbelhändler). Es wird also spannend zu sein, wer sich hier langfristig durchsetzt, allerdings denke ich, dass man in solchen Märkten auch als Nummer 2 gute Geschäfte machen kann, solange man ein konkurrenzfähiges Produkt hat. Trotzdem muss man das hier natürlich beobachten und sich dann Sorgen machen, wenn Home24 deutlich zurückfällt.
VG Basti
Wann kommt deine Einschätzung zu den Zahlen von Delivery Hero? Bin schon sehr gespannt!