Hellofresh hat am Montag seine Q2-Zahlen vorgelegt, die gemischt ausgefallen sind. Während Aspekte wie der stark ansteigende Warenkorb und die Umsatzsteigerung positiv ausgefallen sind, hatte die erhöhte Reiselust der Konsumenten negative Auswirkungen.
Negative Entwicklungen
Negativ war vor allem die niedriger als erwartete Neukundenzahl (Kundenanzahl nur +4% YOY, und -6% QoQ im Vergleich zu -2% bzw. -3% in 2018/19), die laut Management vor allem das Resultat von „Revenge-Travel“ nach der Wiedereröffnung bei abklingender Corona-Angst, aber auch Inflation und Russland-Krieg war.
Da Hellofresh zudem die Preiserhöhungen nicht zu 100% an die Konsumenten weitergibt, sondern seine Preise zuletzt nur moderat um rund 5% erhöht hat, war auch die operative Marge unterhalb des mittelfristigen Ziels. Zudem ist Hellofresh weiterhin im schnellen Aufbau von Fulfillment-Centern (der Ausbau soll Mitte 2023 abgeschlossen sein), die zu Beginn noch eine geringere Produktivität haben als bestehende Standorte und dadurch die Marge nach unten ziehen. Um die mittelfristigen Ziele zu erreichen, muss spätestens ab Mitte 2023 (wenn ein Großteil des FF-Center-Ausbaus durchgeführt wurde) oder ab einer Normalisierung der Wirtschaft wieder ein klarer Trend hin zu den angepeilten knapp 30% Contribution Marge zu sehen sein.
Positive Entwicklungen
Während die Neukundenentwicklung hinter den Erwartungen zurück blieb, war das Verhalten der Bestandskunden erstaunlich stabil mit Kündigungsraten auf Allzeittief. Die Inflation konnte erfolgreich an die Kunden weitergegeben werden, mit AOVs +11% über Vorjahr und konstanter Orderrate. Es trat bis jetzt also nicht die Befürchtung ein, dass Hellofresh-Kunden in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten zuerst die Kochbox abbestellen.

Auch die stetigen Gewinne von Marktanteilen sowohl im Meal-Kit- als auch im Ready-to-Eat-Business (Factor75) sind beeindruckend. Selbst in den Märkten mit (ehemals) hoher Konkurrenz wie USA, Kanada und UK hat Hellofresh Marktanteile von knapp 60% (UK) oder sogar rund 70%, im europäischen Markt sogar noch deutlich mehr. Auch Factor75 macht gute Fortschritte und könnte schon bald eine so starke Marktposition im RtE-Segment haben, wie sie Hellofresh im Meal-Kit-Markt hat.

Obwohl die Marge etwas zurück gegangen ist, bleibt Hellofresh auch weiterhin eines der profitabelsten E-Commerce-Unternehmen. Mit über 6% operativer Marge dieses Jahr ist man weiterhin sehr profitabel. In einem ersten Ausblick auf 2023 hat das Management die Erwartung geäußert, dass man die Marge zudem wieder verbessern wird.
Fazit
Nachdem Hellofresh die letzten Jahre eigentlich immer die eigene Prognose übertroffen hat, sieht es aktuell so aus, als ob 2022 ein schwierigeres Jahr wird. Zwar wächst Hellofresh immer noch zweistellig, allerdings wurde man von der verstärkten Reiselust und den daraus resultierenden sinkenden Neukundenzahlen überrascht.
In den nächsten Quartalen wird man weiter die Kundenzahlen im Auge behalten müssen, zudem wird es wohl noch etwas dauern, bis die Deckungsbeitragsmarge wieder auf die angepeilten 30% ansteigt. Es könnte sein, dass die Kundenanzahl in der aktuellen Phase nur stagniert aufgrund von geringerer Neukundenaktivität. Langfristig sollte Hellofresh jedoch (vor allem in „normalen Zeiten“) weiter zweistellig wachsen und auch die operative Marge wieder in den zweistelligen Bereich bringen. Die Aktie bleibt aufgrund der Bewertung und den Geschäftsaussichten für mich weiterhin eine der besten im Bereich E-Commerce.
Mit welchem Gewinn rechnest du bei HF 2023 und 2024? Und welche größeren Umsatztreiber siehst du denn ab 2024? Damit man dort auch ein zweistelliges Wachstum aufecht erhalten kann.
@Daniel. Gegenüber letztem Jahr ist die durchschnittliche Ausgabe pro Order bereits um 10% gestiegen.
Dann will man noch nach Italien und Japan expandieren.
Die Fulfillmentcentre in jedem Land senken Kosten
Es wird irgendwann Frühstück auch angeboten (macht Blue Apron bereits)
Ready to Eat Meals expandieren.
Dh langsam isst man Supermärkte und Restaurant-business auf, weil Hellofresh simpler und billiger als beide ist.
Habe eben die Hellofreshfolien durchgelesen.
Finde das Fazit „Negative Entwicklungen“ hier falsch.
Trotz Inflation von über 7% (Logistik, Personal, Lebensmittel) sind die Contribution Margins bei Hellofresh gegenüber letztem Jahr und 2020 konstant geblieben. Das ist für mich eine Spitzenleistung. Walmart und Target können davor nur träumen.
Moin Tassilo,
ja, in dem aktuellen Umfeld finde ich die Zahlen auch nicht so schlecht, wie sie oft beschrieben werden. Allerdings sind sie eben auch schlechter als noch vor einem halben Jahr von mir erwartet, daher unter dem Abschnitt „negative Entwicklungen“. Hier muss HF zeigen, dass sie damit umgehen und nach der Krise wieder in den alten Wachstumsmodus zurückkommen können.
VG Basti
Hi Bastian, der „Run auf Billigprodukte“ geht aktuell groß durch die Medien. Es wird gespart was das Zeug hält. Sind da Kochboxen nicht ein Produkt, welches extrem leiden wird? Wenn der Abschlag für Gas zukünftig nicht mehr 200 EUR sondern das 7fache ist, also 1.400 EUR, dann muss ich doch irgendwo sparen?! Das sind sicher Kleidung etc., aber die Kochbox wird doch auch darunter leiden… mag ja sein, dass der relative Unterschied zum Supermarkt kleiner geworden ist, aber Fakt ist, dass die Kochbox mehr kostet und schon auch ein bisschen „Gemütlichkeit“ (und ein kleiner Luxus) ist.
In den USA (am Wichtigsten für HF) ist das Thema sicher nicht so extrem wie in der EU, aber auch dort sind doch die Preise extrem gestiegen… habe auch gelesen, dass Millionen an Haushalten extrem sparen müssen (und zwar auch die Mittelstands-Haushalte, die durchaus bisher in Frage gekommen sind für HF-Produkte). Was meinst du?
Moin Steffi,
ja für Europa sieht es aktuell schlecht aus, das muss man so sagen. Zyklische Konsumgüter (Kleidung, Einrichtung, etc.) werden am meisten darunter leiden, wie du schon gesagt hast, aber es wird sicher – wenn auch in geringerem Maße – Lebensmittel und Restaurants treffen. Noch sieht man davon wenig (hier bsp. eine Übersicht von Restaurantreservierungen), allerdings gehe ich auch von einem negativen Effekt für den Winter aus.
In den USA, Kanada und Australien ist nach der Einschätzung mehrerer Banken und Analysten der Peak der Inflation erreicht und diese wird bis Anfang nächsten Jahres wieder auf ein normales Maß fallen.
Dies wird auch ein Grund gewesen sein, wieso Hellofresh trotz guter H1-Zahlen seine Prognose gesenkt hat, um dieser Unsicherheit Rechnung zu tragen.
Es wird für Europa dann darauf ankommen ob die Politik sinnvolle Lösungen findet und wie lange der Ukrainekrieg bzw. die Gasthematik anhält.
VG Basti
Hallo Steffi,
wenn die Konsumneigung insgesamt deutlich zurückgeht, parallel dazu auch noch die Zinsen steigen, haben es Wachstumsaktien im Konsumbereich gleich doppelt schwer. Es spielt dann auch keine Rolle, ob sich HF besser schlägt als Mitbewerber.
Dem Gegenwind halten nicht viele stand. Es ist deshalb nur logisch, dass ein Portfolio, das sich insgesamt auf den Konsum fokussiert, nicht zu den „preferred Investments“ zaehlen kann.
Tatsächlich hat mich heute ein Bekannter nach einem Hellofresh Code gefragt, da er mit Hellofresh zur Zeit etwa das selbe zahlt wie bei einem Einkauf bei Rewe, insbesondere wenn dieser nicht direkt vor der Tür ist und man daher Benzin verbraucht.
Ich frage mich wohin eCommerce noch führt? Nach dem damaligen Absturz von Solaraktien konnte die Branche nie wieder großes Anlegervertrauen fassen und ich vermute das es bei eCommerce ähnlich sein wird.Ein unsicheres Geschäftsmodell tut sein übriges. Hellofresh hat für sehr sehr lange hohe Kurse gesehen welche in den kommenden Jahren nie mehr erreicht werden können meiner Meinung nach. Da dein wikifolio komplett auf HF ausgerichtet ist als Zugpferd dürfte es weiter fallen. Ich gehe bis Ende 2023 von einer weiteren Halbierung des wikifolios aus falls hier keine Umschichtung stattfindet. Danach wieder Kurse vom wikifolio von 200-300 Euro zu erreichen in den kommenden 10 Jahren wird unwahrscheinlich oder ungeheuer schwer. Höchstkurse sindveh unerreichbar denn so ein ‚Glücksfall“ Corona wird es kein 2tes Mal geben.
Moin Christian,
der Vergleich mit Solaraktien ist mMn nicht passend, da es sich hierbei nicht um eine temporäre Wachstumsdelle nach einem konjunkturellen Sonderfall (Corona) handelte, sondern Solarmodulhersteller durch die billige Produktion in China überflüssig wurden und somit kein Geschäftsmodell mehr hatte. Hellofresh wächst in der schwersten Verbraucherkrise seit langem weiterhin zweistellig und erzielt rund 450 Mio. € operativen Gewinn.
Aber ich bin auf jeden Fall offen für Diskussionen: Was sind deine Annahmen, dass sich Hellofresh nochmal halbieren wird? Dann wären wir bei einem Enterprise Value von 1,5 Mrd. €, also Faktor 3 vom operativen Gewinn. Dies halte ich bei einem zweistelligen Wachstum für recht unwahrscheinlich. Die Bewertung war zuletzt Mitte 2019 erzielt worden, als Hellofresh 1,8 Mrd. € Umsatz, 46 Mio. € operativen Gewinn und 200 Mio. € Cash hatte. Heute sind es 7,7 Mrd. €, 450 Mio. € operativer Gewinn und 800 Mio. € Cash. Auch bei dieser Betrachtung halte ich es für unwahrscheinlich, dass die Bewertung von damals erreicht wird.
VG Basti
Das sehe ich anders da ich den Faktor Mensch,Umfeld,Marktsituation mit betrachte den Du aus meiner Sicht nicht berücksichtigst. Vielleicht weil dieser Faktor nicht „betechenbar“ ist aber man sollte wissen das dieser Faktor mindestens 50% einer Analyse ausmacht. Wenn man hingeht und sagt das man nur die Zahlen hernimmt wird es schwierig ne gute langfristige Performance zu erzielen. Nur meine Meinung am Rande.
Hellofresh hat ganz einfach im.März 2020 ein Tief bei 16 Euro ausgebildet. Dieses Märztief haben mehr als 75% aller eCommerce Aktien zwischenzeitlich wieder erreicht. Hellofresh noch nicht. Undicherheitsfaktoren : ARP kommt nicht bis jetzt was sehr ungewöhnlich ist, Q3 wird meiner Meinung nach echt mies (vor Corona lagen die Umsätze von Q1-Q3 sehr nah beieinander und manchmal lag Q3 sogar über Q2 und Q1), Margenentwicklung , Verbraucherverhalten sehr unsicher bezüglich steigender Kosten bis mindestens Ende 2023 durch Inflation und Krieg.
Diese ganzen Unsicherheitsfaktoren machen es dem Hellofreshkurs quasi unmöglich zu steigen. Zudem ist die Kapitalmarktkommunikation seitens Hellofresh nicht gut da Sie es nicht schaffen durch gute News eine „Euphorie “ zu erzeugen wie z.b Delivery Hero es schafft.
Hinzu kommt der Ausschluss aus dem DAX in wenigen Tagen.
Sorry aber aus meiner Sicht ist der Markt einfach gegen Hellofresh und Hellofresh kann momentan nicht mit Prognosenerhöhungen dagegen halten wie die letzten Jahre.
Die Frage muss Du Dir selber stellen wenn man Aktien im Depot hat welche zu großen Teilen alle 75% vom Top verloren haben (und das nicht über Nacht) ob Du da nicht auf einem doch falschen Weg bist. Langfristige wird Dir dieser Weg immer und immer mehr Investoren kosten meiner Einschätzung nach.
Aber du kannst doch nicht die Geschäftszahlen völlig ignorieren. Im Vergleich zu vor Corona hat Hellofresh eben den 4-fachen Umsatz und 10-fachen Gewinn; und der Vergleich mit anderen E-Commerce-Aktien hinkt doch auch, wenn diese nur 50-100% mehr Umsatz als vor Corona machen und dabei oftmals wieder dieselben Margen erzielen wie vor Corona.
Bei Delivery Hero haben wir bsp. auch gesehen, dass das Tief erreicht war als die Stimmung absolut am Tiefpunkt war und der Wert aus dem DAX geflogen ist.
Werden die nächsten Monate weiterhin volatil und stark abhängig von der Zinsentwicklung und Inflation? Sicherlich. Aber jetzt bei den niedrigen Bewertungen Unternehmen zu verkaufen, die der Krise am besten trotzen und weiterhin positive Aussichten für die Zukunft haben würde nahezu allem widersprechen, was man in den letzten Krisen gelernt hat.
VG Basti
Nein ich ignoriere Sie auch nicht völlig aber halt nur zu 50% für meine Entscheidungsfindung. In Zeiten wie diesen die so unsicher sind wie Die in den letzten 50 Jahren nicht waren sollte man aber etwas weniger auf die Zahlen achten und eher etwas mehr aufs Umfeld. Du möchtest mir doch auch nicht sagen das es gut war Hellofresh zu halten mit einem Rückgang von 76% aufs VorCoronaniveau?
Sorry Anonymous war ich.
Bastian mit welchem Umsatz rechnest Du denn in Q3 22? Würde man mal annehmen das der Umsatz in Q4 mindestens dem von Q1 und Q2 entspricht also 1,95 Milliarden Euro ungefähr dann läge laut Schätzung von Hellofresh der Q3 Umsatz ja bei 1,3-1,6 Milliarden Euro.
Rechnest Du auch mit einem deutlich niedrigerem Q3 Umsatz als Q1 oder Q2? War die Jahre vor Corona ja auch nicht.
Ich rechne aktuell mit rund 1.75 Mrd € in Q3 und knapp 2 Mrd € in Q4.
Dies entspricht in Q3 einem Rückgang von rund 10% gegenüber Q2 (ähnlich wie in 2021, aber höher als 2017/18 mit -5% und 2019 ohne Veränderung QoQ).
Und natürlich betrachte ich auch das aktuelle Umfeld. Aber dennoch ist die Bewertung ja entscheidend. Der starke Rückgang trotz gut 20% Umsatzwachstum und deutlich profitablen Geschäft spiegelt ja bereits sehr viel Unsicherheit wider. Und ich denke nicht, dass für ein solches Geschäftsmodell mit dem Wachstum ein Faktor 4 für das operative Ergebnis gerechtfertigt ist.
VG Basti
Solche Kommentare wie die von Christian beruhigen mich immer sehr, denn es spricht dafür, dass wir nahe des Tiefs sind.
Beim durchkreuzen der 200 Tage Linie nach oben oder einem echten Panikverkauf unter 20€ kaufe ich nach.
Warum meinst Du denn hat Hellofresh seine eigene Prognose gesenkt? Nach deiner Schätzung läge HF ja sogar über ihrer alten Prognose. Meinst Du nicht das da deutlich zu optimistisch bist?
Da kannst Du ja quasi nur enttäuscht werden Anfang November. Warum wird deiner Meinung nach das ARP nicht fortgesetzt oder überhaupt irgendetwas seitens Hellofresh dazu gesagt?
Ich glaube du verwechselst gerade CC-Wachstum und Wachstum auf Eurobasis und leitest daraus ein extrem niedrigen Q3 Umsatz ab. Meine Prognose liegt am unteren Ende der zuletzt aktualisierten Prognose seitens HF.
Bzgl des ARPs bin ich auch etwas enttäuscht, dass hier aktuell nichts mehr kommt. Vielleicht ist man aktuell übervorsichtig aufgrund der aktuellen Makrosituation, aber hier hätte ich mir auch eine bessere Kommunikation gewünscht.
VG Basti
Wir hatten doch 5,995 Milliarden Euro Umsatz in 2021. Dann 1,9 Milliarden Euro in Q1, 1,97 Milliarden Euro in Q2 also verbleiben zu den 18% prognostizierten Umsatz ca.3,4 Milliarden Euro. Sollten 2 Milliarden Euro in Q4 anfallen bleiben noch 1,4 Milliarden Euro für Q3.
Alles auf Eurobasis. Denkfehler?
Die Prognose von 18-23% Umsatzwachstum für 2022 basiert auf der Annahme konstanter Währungen. Aufgrund der starken Abwertung des Euros liegt bei diesem Umsatzwachstum ein reales Umsatzwachstum in Höhe von knapp 30% vor. Wenn du also das untere Ende der Prognosespanne für wahrscheinlich hälst (wie ich auch), dann sind wir wohl recht nach beieinander mit 1,75 Mrd. € in Q3 und knapp 2 Mrd. € in Q4.
VG Basti
Wenn man sich die Indize Experten anhört gehen die noch von deutlich tieferen Indexstände aus. Dax 10000 und NASDAQ 10000 Punkte jeweils nicht ausgeschlossen sondern Ziel.
Sehe die Märkte auch sehr kritisch und es könnte für Hellofresh noch weiter runter gehen. Zumindest sehe ich die Chancen auf steigende Hellofresh Kurse in den kommenden Monaten deutlich geringer an als weiter fallende Kurse.
Das spricht dann voll gegen „deine Fundamentaldaten “ klar aber das meinte ich mit „den Markt miteinbeziehen“. Sehe Hellofresh noch deutlich tiefer in den kommenden Wochen.
Wenn die „Index-Experten“ dies mit großer Wahrscheinlichkeit vorhersagen könnten, dann wären sie schon bald keine Index-Experten mehr sondern Multi-Millionäre die in der Karabik ihren Ruhestand genießen. Aber jeder kann seine Meinung haben, völlig klar. Und wenn du mit hoher Wahrscheinlichkeit von deutlich niedrigeren Kursen bei HF ausgehst, dann gibt es sehr viele Short-Produkte mit denen du Geld verdienen kannst.
Ich konzentriere mich auf die Fundamental-Daten, weil ich glaube dass nur die langfristig entscheidend sind. Bestes Beispiel sind doch Firmen wie Amazon und Apple. Zeitweise mit extrem schlechter Aktienperformance (Amazon sogar -95% nach dem Dot.Com-Crash), aber phänomenaler Unternehmensperformance. Dies spiegelt sich letztlich auch im Aktienkurs wieder.
VG Basti
Ich gehe mittlerweile davon aus das Hellofresh seine langfristigen Ziele sogar nicht mehr erreichen wird. Es wird nächstes erst so richtig dramatisch werden bezüglich Kundeneinbruchs. Viele Kunden werden nächstes Jahr merken was es heißt das fünfache an Energie zahlen zu müssen. Ich glaube noch haben das viel zu wenig Menschen realisiert.
Du gehst immer davon aus das Hellofresh seine Ziele erreichen wird aber wenn nicht?
Bei Home24 z.b sehe ich schon eine drohende Insolvenz ebenso bei Westwing.
Du hast doch die letzten Tage gerade erst zugegeben, dass deine Annahmen für den Q3-Umsatz falsch waren und du dich aufgrund der falschen Annahmen deutlich verrechnet hast. Jetzt ohne Begründung – außer der Energiekrise, die rund 20% aller HF-Kunden betrifft – die 2025er Ziele infrage zu stellen, für die man gerade mal ein Wachstum von 9% p.a. benötigt (aktuell in der schwersten Konsumentenkrise schafft HF fast 30%), halte ich für gewagt.
VG Basti
Hallo Bastian, wir hatten vor 6 Wochen einen Austausch. Ich hatte damals gesagt, dass HF weiter einbrechen wird, weil die Makroökonomie die Mikroökonomie derzeit schlägt. Es ist genau wie vermutet. Und erneut die Frage an dich: Warum reagierst du einfach nicht in diesen Zeiten? Wir haben keine fundamentalen sinnvollen Bewertungen im Crash. Weißt was ich nicht verstehe? Man sagt ja immer, „wenn man die Aktien nicht hat wenn sie fallen, hat man sie auch nicht wenn sie steigen“. Das ist ja auch dein Argument, du hättest wohl Angst dass dir die Aktie dann „wegläuft“. Aber das ist doch Unsinn, die Aktie wird ja nicht von einen auf den anderen von 24 EUR auf 32 EUR steigen und ist dann nicht mehr erreichbar für dich…
Moin Johann,
nehmen wir mal an ich hätte wie von dir vorgeschlagen damals (Ende Juli bei rund 25€) alle HF-Aktien verkauft. Dann hätte ich mir – da ich langfristig an HF glaube – wohl bestimmte Kriterien für einen Wiedereinstieg überlegt. Bsp. wenn die Quartalszahlen gut vom Markt aufgenommen werden und die Aktie wieder über 30€ steigt, dann kaufe ich die zurück, da ich ja sonst Gefahr laufe das mögliche Ende der niedrigen Kurse zu verpassen.
Dann hätte ich die Aktien nach den guten Quartalszahlen wieder für 32€ (dem Wert zu dem du gesagt hast, dass man auch dort wieder zurückkaufen kann, wenn HF wieder steigen sollte) zurückgekauft, hätte jetzt weniger Aktien als zuvor und mehr Verlust. Und jetzt wirst du vielleicht antworten, dass man erst bei 40€ zurückkaufen sollte. Aber genau das hätte auch passieren und die Aktie danach erst wieder abstürzen können.
Langfristig ist es doch irrelevant wo das Tief ist, ob Hellofresh jetzt noch auf 22€, 20€ oder 18€ fällt. Das Amazon nach der DotCom-Blase um 95%, Tesla und Apple mehrmals um 50% eingebrochen sind war für den langfristigen Kursverlauf völlig egal. Dies ist für kurzfristige Trader interessant. Und wenn du das bist, dann kannst du gerne auf kurzfristige Kursverläufe wetten, aber hier steht weiterhin die langfristige Anlage im Vordergrund.
VG Basti
Nein Bastian. Ich glaube das Johann dir eher antwortet das Du dadurch zwar nach oben hin nicht so weit gelaufen wärst aber Du hättest Hellofresh ja spätestens bei 65 Euro verkauft oder 60 Euro. Da sich das Umfeld seit deinem Verkauf bei 65 Euro nicht verbessert eher verschlechtert hat hättest Du immer noch Cash. Die Aktien werden bestimmt eher nach oben drehen als die wirtschaftlichen Daten. Also wenn Du auf diese warten würdest würdest Du nach oben hin wieder etwas verlieren da Du „zu“ spät einsteigen würdest.
So etwas nennt man aber Money Management. Lieber etwas weniger Chance dafür aber deutlich weniger Risiko.
Wie gesagt, im Nachhinein immer einfach zu sagen. Hellofresh ist seit dem IPO insgesamt 8 mal 30% oder mehr abgestürzt, 2 mal 50% und mehr. Wenn man nach einer solchen Regel gehandelt hätte, dann wäre man nicht bei 60€ aus der Aktie raus, sondern bei 9€ oder 8€ Ende 2018.
In der Rückschau immer sehr einfach zu sehen. Genauso wie mittlerweile fast jeder denkt, er hätte niemals im Jahr 2000 in Tech investiert oder im Jahr 2007 in Immobilien oder im Jahr 2021 in E-Commerce.
VG Basti
Rückblickend wurde die aktuelle Situation von vielen Marktteilnehmern falsch eingeschätzt, so leider auch von mir.
Hätte ich rein hypothetisch ein wenig mehr Cash aufgebaut und vereinzelte Positionen geringer gesichtet und dafür mein Depot mehr diversifiziert, muss ich sagen, dass meine Jahresperformance besser ausgefallen wäre, aber nicht deutlich. Die Alternative wären Investments gewesen, die rückblickend ebenfalls einige 10er Prozente gefallen wären. Das aktuelle Marktumfeld ist einmalig und schwer zu steuern, eine Cashquote von 50% und mehr wäre toll gewesen, bei mir aber realistisch betrachtet nicht der Fall gewesen. Ich denke so geht es vielen … hätte hätte …