Delivery Hero: Q3-Zahlen

Delivery Hero hat am vergangenen Donnerstag herausragende Zahlen für das abgelaufene 3. Quartal verkündet. Beim Ordervolumen wurden meine Erwartungen („etwas unter 800 Mio. Order“) getroffen, aber besonders positiv stachen die Entwicklungen der Marktanteile in Asien sowie die voranschreitende Profitabilität hervor. Zudem konnte man den Bestellwert pro Order deutlich erhöhen, sodass der GMV im Vergleich zum Vorquartal um 14% gewachsen ist. Hier sollte man jedoch beachten, dass Corona in Asien besonders stark war. Zum Abschluss hat man auch die Prognose auf das obere Ende der Spanne angehoben, ich bin mir aber relativ sicher, dass man diese übertreffen wird, wodurch sich weiteres Potential ergeben kann.

Deckungsbeitragsmarge

Im Vergleich zum Q3 konnte Delivery Hero seine Deckungsbeitragsmarge im Own-Delivery-Geschäft um rund 5 Prozentpunkte von -2% AEBITDA/GMV auf +3% steigern. Besonders positiv fallen hier die Segmente Asien und Südamerika auf, wo die vergangenen Jahre durch erhöhte Investitionen geprägt waren, welche sich nun auszahlen. Um das langfristige Ziel einer AEBITDA-Marge von 5% – 8% auf Konzernebene zu erreichen, muss Delivery Hero im Segment Own-Delivery eine Deckungsbeitragsmarge von ungefähr 7% – 10% erzielen. Es fehlt also nicht mehr so viel, gerade vor dem Hintergrund, dass der Vorstand für Q4 eine weitere Verbesserung des Deckungsbeitrags erwartet.

Quelle: Q3 Präsentation Delivery Hero

Profitabilität Südkorea

Ein weiterer Lichtblick in den Zahlen war das Segment Südkorea, was für nahezu die Hälfte des GMVs verantwortlich und damit besonders wichtig für Delivery Hero ist. Nicht nur konnte man hier seine Marktanteile verteidigen bzw. sogar ausbauen (Marktanteil: ca. 80%) und eine deutlich höhere Bestellfrequenz als die Konkurrenz zu erreichen, sondern auch die Gewinne auf 165 Mio. € in den ersten 9 Monaten mehr als verdoppeln – trotz starkem Aufbau der eigenen Logistik. Langfristig erwartet der Vorstand hier einen Ergebnisbeitrag von rund 1€ pro Order, was auf Basis der aktuellen Bestellzahlen 1,2 Mrd. € pro Jahr bedeuten würde. Bis dahin ist es aber logischerweise noch ein langer Weg, trotzdem stimmt die Richtung.

Quelle: Q3 Präsentation Delivery Hero

Profitabilität Asien

Auch im restlichen Asiengeschäft läuft es rund für Delivery Hero. Hier konnte man genau wie in Südkorea deutlich mehr neue Nutzer gewinnen als die Konkurrenz und konnte auch die Profitabilität in den letzten Quartalen eindrucksvoll erhöhen. Von -29% AEBITDA/GMV in Q1 2020 hat man sich in 6 Quartalen auf -5% gesteigert ­- Ziel sind hier 5% – 8%. Erreicht hat man dies durch Skaleneffekte sowie zuletzt durch dynamische Preise (bsp. entfernungsabhängige Liefergebühr), eine verbesserte Logistikeffizienz und höhere Bestellwerte.

Quelle: Q3 Präsentation Delivery Hero

Dmarts Ausbau

Auch der Ausbau der Dmarts schreitet weiterhin sehr gut voran. Man hat insgesamt mehr als 900 Stück weltweit verteilt und will in den nächsten 1-2 Quartalen weiterhin Gas geben bevor man dann wohl etwas weniger auf den Ausbau der Dmarts und mehr auf die Erhöhung der Bestellfrequenzen setzt. Das Dmarts-Geschäftsfeld war auch diesmal wieder der stärkste Wachstumstreiber mit einem Umsatzwachstum von 184% auf 290 Mio. €.

Fazit

Das vergangene Quartal lief sehr gut für Delivery Hero und hat mich in meiner positiven Haltung gestärkt. Man kann weiter stark wachsen und die Profitabilität verbessern, zudem ist man in einem der aktuell interessantesten Geschäftsfelder (Quick Commerce) weltweiter Vorreiter. Ich rechne weiterhin mit einer Profitabilität des Restaurantliefermodells ab H2 2022 und glaube mittlerweile, dass man bereits in H2 2023 die Profitabilität im Gesamtkonzern erreichen kann. Sollte das gelingen wäre die Aktie weiterhin deutlich zu günstig, gerade auch im Vergleich mit ähnlichen Unternehmen der Branche (Doordash, Zomato, Wolt, etc.), daher bleibt der hohe Anteil im Wikifolio bestehen.

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Peter

    Hallo Basti,
    Danke für den tollen Beitrag! Das sieht ja insgesamt vor allem bei der Profitabilität sehr gut aus. Einzig Europa scheint hier leicht rückläufig zu sein. Weißt du woran das liegt? Mehr Konkurrenz?
    Gruß Peter

    1. Bastian Brach

      Moin Peter,

      das hat aktuell verschiedene Gründe. Zum einen der Aufbau von Deutschland (der anfangs überproportional viel Geld kostet) und eine Umstellung des Systems in Griechenland (von Angestellten zu Freelancern), die ebenfalls zu anfänglichen Ineffizienzen führt. Allerdings macht Europa ja ohnehin nur 6% vom GMV und rund 3% der Own-Delivery-Umsätze aus, der Effekt ist also sehr gering.

      VG Basti

  2. Chris

    Guten Abend,
    hast du die Goodfood Market Aktie noch im Fokus? -25% an einem Tag?

    1. Bastian Brach

      Moin Chris,

      ich hatte ja bereits Anfang des Jahres mal geschrieben, dass ich Hellofresh attraktiver finde und bei Goodfood hat sich schon einige Quartale ein negatives Wachstum bei Umsatz und Kundenzahl angekündigt.
      Die wollen jetzt in das Quick-Commerce-Geschäft reingehen, ob man damit Erfolg hat ist eine andere Frage. Ich würde eine Investition erst wieder in Betracht ziehen, sobald man zeigt, dass man das Quick-Commerce-Geschäft gut aufziehen kann. Dies wirde aber sicher noch einige Quartale dauern. Für das Wikifolio kommt die Aktie ja ohnehin nicht in Frage.

      Dennoch gut für Hellofresh, dass man auch hier mittlerweile klarer Marktführer ist.

      VG Basti

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