Delivery Hero: Q2-Zahlen

Delivery Hero hatte bereits vor einiger Zeit die vorläufigen Q2-Zahlen veröffentlicht, zu denen ich bereits ein Artikel geschrieben habe, dieses ist hier nachzulesen.

Negative Entwicklungen

Auch im Liefergeschäft spürt man das Ende von Corona sowie die in der Vergangenheit gestiegenen Kapitalkosten, die alle Unternehmen zu mehr Rationalität zwingen. Daher liegt das Wachstum mit +18% beim GMV und +38% beim Umsatz deutlich unter dem der Vorquartale. Auch in Q3 wird dies noch etwas weiter zurückgehen, in Q4 dann jedoch wieder auf rund +20% beim GMV steigen. Auch für 2023 rechne ich mit rund 20% GMV-Wachstum, was angesichts der Fokussierung auf Profitabilität jedoch in Ordnung ist.

Neben vielen Ländern, die sich hervorragend entwickeln verbleiben auch immer noch einige im Portfolio von Delivery Hero, die sich weniger gut entwickeln. Zu nennen sind hierbei einige kleinere europäische Länder (Finnland, Dänemark, Österreich), die Türkei sowie einige Länder in Südostasien, in denen Delivery Hero eine schlechte Marktposition hat und es somit schwieriger wird langfristig attraktive Margen zu erzielen. Die nächsten Quartale werden wohl entscheiden, wie das Management mit diesen Ländern – die rund 10-15% des weltweiten Geschäfts ausmachen – weiter verfährt. Mögliche Optionen sind weitere Investitionen (um klarer Marktführer zu werden), ein Verkauf, eine Partnerschaft mit der Konkurrenz oder eine Schließung des Geschäfts.

Zudem kann man aktuell in einigen Medienberichten lesen, dass es Gorillas (und vielen anderen Quick-Commerce-Anbietern wie Getir, Zapp, GoPuff und Co) wirtschaftlich nicht gut geht. Daher würde ich die Beteiligung von Delivery Hero in Höhe von damals 200 Mio. € gedanklich schon abschreiben.

Positive Entwicklungen

Die Entwicklung der Deckungsbeitragsmarge bleibt weiterhin positiv und wird gestützt von operativen Verbesserungen sowie Erhöhung der Gebühren, die aktuell nur einen sehr geringen Einfluss auf das Bestellverhalten haben. Zudem entwickelt sich das Werbegeschäft („NCR“) sehr positiv und hat in den Ländern außerhalb von Korea (dort wurde das Werbegeschäft erst vor kurzem eingeführt) bereits einen Anteil von 2,1% am GMV – dieses soll mittelfristig für den Gesamtkonzern (inkl. Korea) auf 3% des GMVs wachsen.

In der nachfolgenden Grafik zeigt Delivery Hero zum ersten Mal die aktuelle Profitabilität in den bereits profitablen Ländern (welche rund 70% des GMVs ausmachen). Im ersten Halbjahr haben diese bereits über 200 Mio. € operativen Gewinn erzielt, welcher sich im zweiten Halbjahr weiter stetig verbessern soll und bereits in 2023 über 1 Mrd. € bei einer Marge von knapp 4% des GMVs erreichen soll. Neben den profitablen Ländern (70% des GMVs) und den oben genannten schwierigen Ländern (10-15% des GMVs) gibt es noch eine dritte Gruppe an Ländern (15-20% des GMVs): Diese weisen dieselben Merkmale (Marktführerschaft, hohe Bestellfrequenz, gute Logistik) wie die profitablen Länder auf, sind in ihrer Entwicklung allerdings noch einige Jahre zurück, sodass die Gewinne hier es zukünftig kommen.

Meine Schätzung vom Jahresanfang für den operativen Verlust im ersten Halbjahr in Höhe von gut 600 Mio. € inkl. Glovo wurde mit rund 500 Mio. € übertroffen und auch für das zweite Halbjahr sollte DH etwas besser abschneiden als meine Prognose in Höhe von -250 Mio. €. Die weitere Verbesserung der Profitabilität hin zum Break-Even 2023 und rund 1 Mrd. € operativem Gewinn in 2024 kommen demnach durch drei Entwicklungen zustande:

  1. Weiteres Wachstum und verbesserte Profitabilität in den „profitablen Ländern“
  2. Entwicklung der oben genannten dritten Gruppe in Richtung Break-Even
  3. Verringerung der Investitionen in Quick-Commerce

Fazit

Delivery Hero ist weiterhin auf seinem Weg zur Profitabilität und kommt in großen Schritten voran. Die gesteigerte Effizienz und höhere Gebühren wirken sich zwar etwas auf das Wachstum aus, aber helfen dabei immer mehr Länder profitabel werden zu lassen. Die Deckungsbeitragsmarge entwickelt sich weiterhin positiv und DH gewinnt in seinen wichtigen Ländern Marktanteile. Einige schwierige Länder verbleiben, für diese muss das Management in nächster Zeit eine Entscheidung treffen. Mit rund 20% GMV-Wachstum in den kommenden Jahren sowie einer langfristigen Profitabilität von rund 5% des GMVs bleibt DH weiterhin unterbewertet.

Nachdem sich die Aktie wieder recht deutlich von den Tiefständen erholt hat werden die kommenden Monate wohl weiterhin volatil und abhängig von der weiteren Entwicklung der Profitabilität sowie dem Zinsumfeld bleiben. Sollte DH es jedoch in 2023 schaffen profitabel zu werden und in 2024 die Profitabilität stark auszubauen gehe ich davon aus, dass auch wieder mehr Ruhe in die Aktie kommt.

Ich freue mich über jede Bewertung, Anmerkung und Kritik:
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