Aufgrund des leicht verschobenen Geschäftsjahres, was bei About You erst Ende Februar endet, hat das Unternehmen bereits vorgestern die Zahlen für das abgelaufene 3. Quartal veröffentlicht. Die Vorzeichen waren bereits nicht wirklich gut. Die schlechte Konsumentenstimmung und hohe Inflation in Europa lässt die Kauflaune einbrechen, sodass vor allem bei nicht-notwendigen Gütern wie Kleidung gespart wird. Solange dieses Umfeld anhalten wird, sehe ich auch weiterhin schwierige Geschäfte für den Sektor, der sich wohl erst wieder erholen dürfte sobald die Makro-Daten sich verbessern (was aktuell in kleinen Schritten bereits geschieht).

Auf der Umsatzseite sehen die Zahlen gar nicht so schlecht aus – 8,3% Umsatzanstieg gegenüber dem Vorjahr, getragen von allen 3 Segmenten, die jeweils positive Umsatzentwicklungen melden konnten. Wenn man jedoch etwas tiefer in die Margen schaut, sieht man auch einen der Gründe für die positive Umsatzentwicklung und zugleich der Grund für die Enttäuschung an den Börsen: Der Umsatzanstieg wurde mit Marketingmaßnahmen und Rabattaktionen teuer erkauft. Da About You die Ware bereits einige Quartale im Voraus bestellt, musste das Unternehmen versuchen diese auch abzuverkaufen, um die Lager nicht noch weiter zu füllen. Dies erfolgte mit hohen Rabattaktionen und Black-Friday-Kampagnen, was die Bruttomarge deutlich belastete. Während in einem normalen Umfeld rund 40-45% Bruttomarge normal sind, lag diese in Q3 nur bei 35%.
Die Fulfillmentkosten waren aufgrund der hohen Lagerbestände und dem aktuellen Aufbau neuer Fulfillmentcenter ebenfalls auf erhöhtem Niveau. Solange das aktuelle Umfeld anhält werden sich die Zahlen von About You wohl nicht großartig verbessern und Q4 dürfte ebenfalls mit recht hohen Verlusten enden. In 2023 versucht About You sich erstmals an der schwarzen Null auf AEBITDA-Basis, was zwar aktuell weit weg erscheint, aber aus meiner Sicht nicht völlig unrealistisch ist. Durch nach unten angepasste Einkaufsbestände sowie geringere Warenlager sollten sich Bruttomarge und Fulfillment-Marge wieder etwas erholen, zudem hat About You angekündigt auf teure Brand Building – Kampagnen zu verzichten. Zalando hat im Vergleich bsp. nur 7% Marketingkosten vs. About You mit 16%, sodass sich hier Einsparpotentiale ergeben.

Die wichtige Frage wird jedoch sein, ob bzw. wie stark About You mit den genannten Einsparungen noch wachsen kann. Vor Corona war About You in der DACH-Region profitabel mit rund 35% gewachsen, was allerdings in der aktuellen Lage fast unmöglich ist. Sollte das schwierige Wirtschafts-Umfeld anhalten, gehe ich für nächstes Jahr nur von einer Stagnation des Umsatzes aus, bei einer Verbesserung von Inflation und Konsumstimmung könnte About You rund 10% Umsatzwachstum erzielen und gleichzeitig den Break-Even schaffen. Mittelfristig gehe ich davon aus, dass About You wieder mit 20%+ wächst, allerdings erst, wenn die Wirtschaftssituation sich wieder normalisiert hat. Wie lange dies dauert bleibt abzuwarten.
Daher drängt sich für mich aktuell auch kein Nachkauf von About You an. Diesen würde ich wie beschrieben davon abhängig machen, wie sich das wirtschaftliche Umfeld entwickelt und welche Maßnahmen About You erfolgreich umsetzen kann.